Hamburger Frauenbiografien

Frauenbios

Pranger

Frauen am Pranger, Prostituierte, „treulose“ Ehefrauen
Pferdemarkt (heute: Gerhart-Hauptmann-Platz)
Pferdemarkt. Bildquelle: Museum für Hamburgische Geschichte
Wo heute moderne Gebäude, in denen Geld und Kommerz regieren, den Platz säumen, der damals Pferdemarkt und heute Gerhart-Hauptmann-Platz heißt, standen bis ins 19. Jahrhundert dicht gedrängt Giebelhäuser. Aus den Fenstern dieser Häuser muss man einen „Logenplatz“ gehabt haben, wenn an dem hinter der Wache auf dem Pferdemarkt seit 1732 aufgestellten Pranger „treulose“ Ehefrauen und so genannte liederliche Weiber ins Halseisen geschlossen wurden und dort für einige Stunden mit unverdecktem Gesicht und mit einem auf ihrer Brust gehefteten, mit ihrem Vor- und Zunamen versehenen Brett ausharren mussten. Danach kamen sie zur Abbüßung ihrer „Verfehlungen“ ins nahegelegene Spinnhaus. Männer hingegen brauchten für einen „Fehltritt“ mit einer verheirateten Frau nur eine Geldstrafe zu zahlen und waren damit dem Gespött der Öffentlichkeit nicht ausgesetzt.
Der Pranger von 1814. Bildquelle: Museum für Hamburgische Geschichte
Auch Prostituierte wurden, nachdem sie zum zweiten Mal aufgegriffen worden waren und einige Wochen in der Roggenkiste hatten zubringen müssen, für einige Stunden an den Pranger gestellt. Danach wurden sie entweder für zehn Jahre der Stadt verwiesen oder kamen für ein bis zwei Jahre ins Spinnhaus. Die Freier hingegen gingen frei aus und konnten mit ihren sexuellen Abenteuern prahlen.
Warum mit zweierlei moralischem Maß gemessen wurde, erläuterte im 18. Jahrhundert der noch heute bekannte Adolph Franz Freiherr von Knigge: „In Rücksicht auf die Folgen hingegen ist freylich die Unkeuschheit einer Frau weit strafbarer, als die eines Mannes. Jene zerreisst die Familien=Bande, vererbt auf Bastarte die Vorzüge ehelicher Kinder, zerstöhrt die heiligen Rechte des Eigenthums und widerspricht laut den Gesetzen der Natur, nach welchen immer Vielweiberey weniger unnatürlich als Vielmännerey seyn würde.“ [1]
Text: Rita Bake
Quelle:
1 Adolph von Knigge: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover 1789, S. 157.
 

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