Hamburger Frauenbiografien

Frauenbios

Betty Heine

( Betty Heine, geb. Goldschmidt )
(25.9.1777 - 15.1.1837 Hamburg)
Ehefrau des Bankiers Salomon Heine
Jungfernstieg 34 (Bank- und Wohnhaus)
Elbchaussee 31, 31a und Nr. 43 (Villa stand dort bis 1880)
Grab: Jüdischer Friedhof an der Ilandkoppel, Grablage: O3
Betty-Heine-Stieg, St. Pauli seit 2019
Portrait Betty Heine, geb. Goldschmidt; Foto: Heine'sche Wohnstiftung
Betty Goldschmidt entstammte einer wohlhabenden Hamburger jüdischen Familie. Im Alter von 17 Jahren, im Jahr 1794, wurde sie von dem zehn Jahre älteren Bankier Salomon Heine (1767–1844) geheiratet. Damals war Salomon Heine im Bankhaus von Meyer Wolf Popert, einem Verwandten seiner Mutter, beschäftigt. Drei Jahre nach seiner Vermählung mit Betty gründete er 1797 zusammen mit Marcus Abraham Heckscher (1770–1823) die Privatbank Heckscher & Co. Weitere zwanzig Jahre später war er alleiniger Geschäftsführer der Bank geworden und hatte die Firma in Bankhaus Salomon Heine umbenannt.
Salomon Heine soll sich sehr dem weiblichen Geschlecht hingezogen gefühlt haben. Besonders, wenn junge Damen bei ihm um Spenden baten, bedachte er diese sehr großzügig aus seiner Geldschatulle. Die Autorin Susanne Wiburg schreibt in ihrem sehr lesenswerten Buch über Salomon Heine: „Über Wohltaten dieser Art wurde in der Stadt um so mehr getratscht, als Salomon Heine, zumindest in jungen Jahren, ein recht gutaussehender Mann gewesen sein muß.“ [1] Eine andere Charakterseite Salomon Heines war sein Jähzorn. Er „neigte zu plötzlichen wilden Wutanfällen und konnte dann recht ausfallend werden. Darunter litt besonders seine geduldige Ehefrau Betty.“ [2] Betty und Salomon Heine bekamen im Laufe ihrer Ehe neun Kinder, von denen drei im Kindesalter verstarben.
Das Wohn- und Bankhaus befand sich am Jungfernstieg 34. In den Sommermonaten lebte die Familie im 1808 erworbenen Haus an der Elbchaussee 31, 31a und 43. Die Villa wurde 1880 abgerissen. Erhalten blieb nur das Gärtnerhäuschen, welches heute als Gedenkstätte und Sitz des Vereins „Heine-Haus“ dient.
Ein Portrait von Betty Heine befindet sich seit 2015 im Heine-Haus. Die Jüdische Gemeinde Hamburg hatte dem Verein Heine-Haus e. V. das Gemälde als Dauerleihgabe übergeben. Das Gemälde selbst wurde zehn Jahre zuvor im Keller der Synagoge Hohe Weide wiedergefunden.
„Heinrich Heine war oft zu Besuch im Landhaus des Onkels in Ottensen Bei manchen Unterredungen mit seinem Onkel soll es oftmals sehr hitzig zugegangen sein, wobei die liebenswürdige Tante Betty vieles wieder beschwichtigt haben soll. Dieser Tante widmete Heinrich Heine zum 48. Geburtstag am 25. September 1825 das Gedicht ,Sonnenaufgang‘
Hochgeehret fühlt sich die Sonne,
Die purpurgeborene,
Sie schmückt sich hastig,
Und hastig eilt sie über das Wasser,
Eilt in die Mündung der Elbe,
Stromaufwärts, Blankenes entlang,
Und sputet sich eifrig, und kommt noch zeitig
Nach Onkels Villa zu Ottensen,
Und findet noch, frühstückversammelt,
Alldort die schöne Tante
Und den Oheim, den fürstlichen Mann,
Und die lieben Mädchen,
Und Carl, den göttlichen Jungen,
Dem die Welt gehört,
Und den vornehmherrlichen Herrmann,
Der jüngst aus Italien gekommen,
Und vieles gesehn und erfahren, [....]‘
[3]
Grab Betty Heine, geb. Goldschmidt, Quelle: kulturkarte.de/schirmer
Als Betty Heine im Alter von 59 Jahren unerwartet verstarb, war ihr Ehemann sehr bestürzt darüber: „Noch zwei Jahre nach diesem traurigen Ereignis schrieb er seinem Neffen Heinrich nach Paris: ‚Den 15. Jan. wird es Zwey Jahr, daß mein Glück zur Erde gegangen, meine Nächte sind fürchterlich genug, was helft schreiben und klagen, der Mann mus allein tragen können.‘“ [4] Nach dem Tod seiner Frau machte sich Salomon Heine einige Jahre darüber Gedanken, wie er ihrer gedenken könne. So entstand die Idee, ein Krankenhaus zu stiften: das Israelitische Krankenhaus und dieses nach seiner verstorbenen Frau zu benennen. Für den Bau dieses Krankenhauses an der Simon-von-Utrecht-Straße 2 im Jahre 1839 gab Salomon Heine 80 000 Mark Banco. Weil seine Schenkung zu Ehren seiner 1837 verstorbenen Ehefrau Betty geschehe, machte er zur Bedingung, dass dies deutlich als Inschrift an der Fassade des Hauses sichtbar werden müsse. So wurde die Inschrift angebracht: „Krankenhaus der israelitischen Gemeinde der sel. Betty Heine zum Andenken erbaut von ihrem Gatten Salomon Heine Ao. 1841.“ Das Krankenhaus war damals das modernste Krankenhaus der Stadt und nahm PatientInnen ohne Ansehen der Konfession auf. Als sich das Krankenhaus schon bald als zu klein erwies und neue Gebäude errichtet werden mussten, spendete Salomon Heine wieder eine große Geldsumme, diesmal 30 000 Mark. Auch diese Spende war mit der Auflage verbunden, seiner verstorbenen Ehefrau Betty zu gedenken. Deshalb sollte nun in der Krankenhaussynagoge eine ewige Lampe brennen und „für die wenige Zeit jedes Jahr an ihrem Todestag auf ihrem Grabe durch zehn arme Israeliten die in solchem Falle üblichen Gebete verrich[tet werden]“. [5]
Quellen:
1 Susanne Wiborg: Salomon Heine. Hamburgs Rothschild Heinrichs Onkel. Hamburg 1994, S. 44.
2 Susanne Wiborg, a.a.O., S. 45.
3 www.heine-haus-hamburg.de/Salomon-Heine/
4 zit. nach: Sylvia Steckmest: Drei Stifter für Hamburg. Salomon Heine und das Israelitische Krankenhaus – Carl Heine und die Kunsthalle – Therese Halle geb. Heine und das Wohnstift. In: Liskor – Erinnern. Magazin der Hamburger Gesellschaft für jüdische Genealogie e. V., 1. Jg. Juni 2016.
5 Joseph Mendelssohn: Salomon Heine. Blätter der Würdigung und Erinnerung für seine Freunde und Verehrer. 2. vervollständigte Aufl. Hamburg 1845, S. 31.
 

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