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Ebelin Bucerius

( Ebelin Bucerius (geb. Anna Gertrud Müller, geschiedene Ebel) )
(1.10.1911 Mannheim – 9.7.1997 Brione/Schweiz)
Geschäftsführerin der Wochenzeitung DIE ZEIT, Stifterin
Speersort 1 , Pressehaus DIE ZEIT (Wirkungsstätte)
Mittelweg 177, Warburgstraße 41 (Wohnanschriften)
Feldbrunnenstraße 56 (Sitz der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius)
Friedhof Reinbek: bestattet
In ihrer Trauerrede im Juli 1997 würdigte die Mitherausgeberin der „ZEIT“, Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002), den Werdegang der Gattin von Gerd Bucerius folgendermaßen: „Nun werden wir Ebelin Bucerius neben Gerd Bucerius – dem bisherigen Verleger der ZEIT – begraben. Wir werden sie in Reinbek auf dem Weg zur letzten Ruhe begleiten. Sie ist in der vergangenen Woche in der Schweiz an Herzversagen gestorben.
Ebelins Leben zerfällt in zwei ganz unterschiedliche Perioden. Wer sie gegen Ende des Krieges zum ersten Mal traf, lernte eine couragierte, gescheite, amüsante junge Frau kennen. Typisch für diese Phase: Sie lebte damals, noch unverheiratet, mit Bucerius zusammen, der ständig in Gefahr schwebte, weil er als Rechtsanwalt Juden verteidigte und Oppositionelle. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, warum der örtliche Parteifunktionär dafür sorgte, daß er einen Gestellungsbefehl bekam. Als der Briefträger ihn brachte, hat Ebelin ihn blitzschnell an sich genommen, ihn - ohne Bucerius etwas davon zu sagen - zerrissen und der Wasserspülung überantwortet. Glücklicherweise hatte die Auflösung der bürokratischen Ordnung zu jener Zeit bereits begonnen, so daß dieser Vorgang unbemerkt blieb.
Als die beiden nach Gründung der Bundesrepublik ihren Schwerpunkt nach Bonn verlegten, weil Bucerius inzwischen Abgeordneter der CDU geworden war, wurde ihr dortiges Haus zu einem besonders beliebten Treffpunkt für Minister, Industrielle, Journalisten. Und zwar aus zwei Gründen: einmal wegen der hohen Intelligenz und der politischen Einfälle von Bucerius, zum anderen wegen Ebelins entwaffnender Direktheit, gepaart mit einer gewissen Naivität und ihrem Sinn für Witz. Als die ZEIT dann wichtiger wurde als die politische Laufbahn, wurde Hamburg wieder zum Mittelpunkt. Damals formierten sich Industrie und Banken neu. Ebelin war Geschäftsführerin geworden, und mit nicht zu überbietendem Eifer knüpfte sie die Beziehungen zu jenen Institutionen.
Stiller verlief ihr Leben während der letzten zwanzig Jahre, das durch ständig wechselnde Krankheiten belastet wurde. Das Hamburger Klima trieb sie in die Schweiz, wo sie in einem schönen, von Richard Neutra erbauten Haus in einer herrlichen Landschaft lebte – aber Krankheit und Einsamkeit ließen keine Freude an diesem Dasein aufkommen.
Nun findet sie die Ruhe und den Frieden, die sie sich gewünscht hat“ (Zitat: Marion Gräfin Dönhoff zum Tode von Ebelin Bucerius. Couragiert und tatkräftig. Von Marion Gräfin Dönhoff. 18. Juli 1997. Quelle: (c) DIE ZEIT 1997, online: www.zeit.de/1997/30/ebelin.txt.19970718.xml, abgerufen 8.2.2016).
In der Biografie des Verlegers „Liberal und unabhängig. Gerd Bucerius und seine Zeit“ warf der Soziologe, Politiker und Publizist Ralf Dahrendorf Streiflichter auf die „Bonner Republik“ und die „Hamburger Verlegerszene“ der bundesdeutschen Nachkriegsära. Zu den Lebensgefährtinnen von Gerd Bucerius teilte er mit: „Am 11. Oktober 1932 heiratete Gerd Bucerius Detta (Gretel) Goldschmidt (1910-1970), eine Jüdin. Diese emigrierte im Dezember 1938 nach England. Am 19. Dezember 1945 wurde die Ehe geschieden. Am 12. April 1947 heiratete er Gertrud Ebel (1911-1997), genannt Ebelin, geb. Müller, später gesch. Ebel, ihr früherer Gatte war der Kölner Friseur Heinrich Ebel“. Die beiden, Gertrud und Gerd, lernten sich 1944 im besetzten Frankreich kennen. (Dahrendorf 2000: 50 sowie „Lebenslauf Gerd Bucerius“ 2006, S. 20).
Ebelin, als Rufname der weiblichen Form, gebildet aus ihrem früheren Ehenamen „Ebel“ (genannt auch Evelyn) bzw. Gertrud, ließ sich von Bucerius zeitlebens nicht scheiden. Täglich habe er mit ihr telefonisch in Kontakt gestanden: „die tiefe Bindung, die in den Jahren 1944/45 und bis zum Anfang der 50er Jahre zwischen beiden geknüpft worden war, erwies sich als ungebrochen und unzerbrechlich, was immer sonst im Leben der beiden geschah. (...) Ebelin war Bucerius’ Frau und Ansprechpartnerin, der er seine Schwächen anvertraute, ohne doch mit ihr leben zu können; Hilde von Lang war seine Lebensgefährtin“ (Dahrendorf 2000, S. 275).
Eine persönliche Einschätzung des Archivars der ZEIT-Stiftung, Axel Schuster, rückte die Bedeutung der Persönlichkeit Ebelin Bucerius (E.B.) so ins Bild: "1951 wird E.B. zur Geschäftsführerin im Zeit-Verlag berufen, 1962 darin bestätigt. Ihr Hauptverdienst liegt in der Akquise der Anzeigenkunden für die ZEIT (und den Stern), anfangs mit Gerd Bucerius zusammen, später allein über Jahre fortgeführt. Die 50er Jahre waren durchgängig finanziell schwierig für die ZEIT, sie überlebte durch die Einnahmen aus dem Stern und durch die unermüdliche organisatorische Arbeit zweier Beteiligter, Ebelin Bucerius und Gerd Bucerius. Die beiden führten zwei Haushalte: einen in Bonn während der Bundestagsabgeordnetenzeit (1949-1962), einen in Hamburg in den 50er Jahren im Mittelweg, in den 60er Jahren in der Warburgstraße. Dann war G.B. noch fünf Jahre Bundesbeauftragter für Berlin. Wie war das alles zu schaffen? Ich denke, durch Ebelin." (E-Mail von Axel Schuster an die Autorin dieser KurzBio v. 10.7.2015).
Grabstein von Ebelin Bucerius auf dem Friedhof Reinbek; Foto: www.garten-der-frauen.de
Ebelin ist mit Gerd Bucerius (1906-1995) auf dem Friedhof Reinbek bestattet. Daneben liegt das Grab von Hilde von Lang (verstorben 2011). Näheres zum Werdegang der langjährigen Partnerin von Gerd Bucerius, späteren Geschäftsführerin und Verlegerin des Zeit-Verlages finden Sie in der Kurzbiografie „ Hilde von Lang“ in dieser Datenbank (CG).
Diese Kurzbio wurde von Dr. Cornelia Göksu zusammengestellt, autorisiert von der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Februar 2016
Quellen:
Marion Gräfin Dönhoff zum Tode von Ebelin Bucerius. Couragiert und tatkräftig. Von Marion Gräfin Dönhoff. 18. Juli 1997 Quelle: (c) DIE ZEIT 1997, online: www.zeit.de/1997/30/ebelin.txt.19970718.xml, abgerufen 82.2016
– Ralf Dahrendorf (1929-2009): Liberal und unabhängig. Gerd Bucerius und seine Zeit. C.H. Beck, München 2000; zitiert als Dahrendorf 2000
– ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (Hg.): Gerd Bucerius zum 100. Geburtstag. Im Blick anderer. Hamburg 2006
 

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