Hamburger Frauenbiografien

Frauenbios

Frieda Radel

( Anna Frieda Susanne Radel, geb. Johannsen )
(10.5.1869 Altona - 26.11.1958 Potsdam)
Journalistin, Schriftleiterin des „Hamburger Fremdenblatts“. „Frauenrundschau“
Große Bleichen 36 (Wirkungsstätte)
Richterstraße 17 (Wohnadresse)
Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Erinnerungsstein)
Frieda Radel, Foto: Staatsarchiv Hamburg
Bekannt wurde Frieda Radel in Hamburg als Journalistin durch regelmäßige Artikel zu sozialpolitischen Themen und Forderungen der Frauenbewegung. Als Redakteurin und Herausgeberin u. a. der Hamburger Hausfrauenzeitung nutzte sie diese Öffentlichkeit für die Themen der Frauenbewegung. 1909 wurde sie verantwortliche Redakteurin der „Hamburger Hausfrau“, dem Vereinsorgan des Hamburger Hausfrauen Vereins, das 1909 umbenannt wurde in „Hamburger Frauen-Zeitung“. Außerdem war Frieda Radel von 1924 bis 1930 Schriftleiterin von „Frau und Gegenwart“, dem Organ des Verbandes Norddeutscher Frauenvereine, des Stadtbundes hamburgischer Frauenvereine und des Bundes Hamburger Hausfrauen. Letzterer hatte sich 1915 gegründet und stand unter dem Vorsitz von Nanny Goldschmidt geb. Gotendorf (10.11.1854 New York – 16.2.1923 Hamburg). Er hatte über 10.000 Mitglieder und gehörte zum 1915 gegründeten Verband Deutscher Hausfrauenvereine. Verbandszweck war: „1. Der Zusammenschluß der bestehenden Hausfrauenvereine in Stadt und Land. 2. Aufstellung von Richtlinien zur Förderung einheitlicher Arbeit der angeschlossenen Vereine in bezug auf hauswirtschaftliche Bildung und Vertretung der volkswirtschaftlichen Interessen der Hausfrauen als Konsumenten und Produzenten“, [1] vermerkte 1918 das Jahrbuch des Bundes Deutscher Frauenvereine.
Bis 1918 hieß es noch in der Satzung: die Arbeit der Hausfrau sei der Tätigkeit in anderen Berufen gleichzusetzen. Dieser Passus wurde jedoch im August 1918 durch eine Satzungsänderung gestrichen, denn gegen Ende des Ersten Weltkrieges entwickelten sich die Hausfrauenvereine immer mehr zu nationalistischen konservativen Frauenvereinigungen. Die Tätigkeit als Hausfrau galt nun als der einzig wahre Beruf einer Frau. 1932 traten die Hausfrauen- und Landfrauenverbände aus dem Bund Deutscher Frauenvereine (BDF) aus.
Frieda Radel arbeitete auch als Schriftleiterin des „Hamburger Fremdenblatts“, das im 1926 von Fritz Höger erbauten Geschäftshaus des Verlages Broschek & Co. an den Großen Bleichen 36 erschien. Frieda Radel war hier verantwortlich für die „Frauenrundschau“. Das „Hamburger Fremdenblatt“, das von 1828 bis 1944 erschien, um dann mit dem „Hamburger Anzeiger“ und dem „Hamburger Tagblatt“ zur „Hamburger Zeitung“ zwangsvereinigt zu werden, war lange Zeit Hamburgs wichtigste Tageszeitung.
Frieda Radel gehörte zum radikalen Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte sich Frieda Radel gegen die Diskriminierung unehelicher Kinder und lediger Mütter ein; sie war aktiv in der Hamburger Ortsgruppe des Bundes für Mutterschutz und eine fachkundige Beraterin in der Wohnungsfürsorge. Ein weiteres wichtiges Thema war auch die Abschaffung der staatlichen Reglementierung der Prostitution. Hierzu engagierte sich die radikale Frauenrechtlerin im Hamburger Zweigverein der Internationalen Abolitionistischen Föderation. Zudem war sie Vorstandsmitglied des Hamburg-Altonaer Vereins für Frauenstimmrecht und dem Verein Frauenwohl, der für die Gleichberechtigung von Frauen auf allen Gebieten arbeitete.
Zur Vernetzung und politischen Bildung von Frauen organisierte sie die „Kaffeestunde der Hamburger Hausfrau“, ein regelmäßiges politisches und kulturelles Großereignis in Hamburg, zu dem mehrere Tausend Besucher*innen kamen.
Insgesamt war Frieda Radel sehr gut vernetzt in Hamburg. Der daraus resultierende Bekanntheitsgrad war bedeutend bei der Bürgerschaftswahl 1919, bei der zum ersten Mal Frauen aktiv und passiv wahlberechtigt waren. Als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei wurde Frieda Radel 1919 und 1923 in die Hamburger Bürgerschaft gewählt und war dort bis 1927 als Abgeordnete tätig. Dort arbeitete sie u. a. erfolgreich für die Abschaffung der staatlichen Reglementierung der Prostitution, was nach Jahren der gesellschaftlichen Diskussion und Auseinandersetzung 1922 ein großer politischer Erfolg für die radikale Frauenbewegung war.
1925 konzipierte Frieda Radel für die Nordische Rundfunk AG „Die Schule der Frau“, die sie als freie Mitarbeiterin erfolgreich leitete. Zudem hielt sie Vorträge für den Frauenfunk der Deutschen Welle. Damit gehörte sie zu den Rundfunkpionierinnen.
Mit anderen gründete sie 1931 in Hamburg den ersten Zonta-Club in Deutschland Zonta-Mitglieder weltweit verfolgen bis heute das Ziel der Verbesserung der gesellschaftlichen Stellung der Frau – für Frieda Radel war dies immer ein Leitthema ihres politischen Handelns.
In den 1940er-Jahren zog Frieda Radel von Hamburg nach Berlin und wurde nach dem Krieg 1947 Mitgründerin des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands. Bis 1950 war sie Mitglied der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik. Sie starb in Potsdam und wurde wenig später auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Frieda Radel war verheiratet und hatte zwei Töchter.
Text: Rita Bake
Zitat:
1 Jahrbuch des Bundes Deutscher Frauenvereine 1918.
 

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