Hamburger Frauenbiografien

Frauenbios

Sidonie Werner

(16.3.1860 in der Nähe von Posen - 27.12.1932 in Hamburg)
Volksschullehrerin, Vorsitzende des Israelitisch-Humanitären Frauenvereins und des Jüdischen Frauenbundes
Ohlsdorfer Friedhof: Grab.-Nr.: Jüdischer Friedhof L 1, 2
Husumer Straße 1 (Wohnadresse)
Sidonie Werner, gemeinfrei via Wikimedia Commons

Geboren in einer angesehenen jüdischen Gelehrtenfamilie, war Sidonie Werners Bildungsweg fast schon vorprogrammiert: Besuch der höheren Mädchenschule, dann Lehrerinnenseminar. Nach Abschluss der Lehrerinnenausbildung Arbeit als Volksschullehrerin zuerst in Altona, später in Hamburg.
Sidonie Werner blieb unverheiratet. Ihr Leitspruch hieß: "Gesegnet wer seine Arbeit gefunden." Danach lebte sie, und als sie an ihrem 70. Geburtstag, zu dem neben dem Senat auch Emma Ender und Klara Fricke gratulierten, auf ihr Leben zurückblickte, kam sie zu dem Schluss, dass: "der Segen der Arbeit aus einem einsamen Leben ein reiches, beschwingtes, weitblickendes Leben" machen kann.
Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin arbeitete Sidonie Werner aktiv in der bürgerlichen Frauenbewegung. Dort vertrat sie den keineswegs von allen Frauen getragenen Standpunkt, dass sich Frauen nicht nur auf karitative Aufgaben beschränken sollten. Sie sollten stattdessen verstärkt versuchen, in die hauptsächlich von Männern besetzten Verwaltungsausschüsse zu gelangen, um mehr politischen Einfluss zu bekommen. Zudem hielt Sidonie Werner eine qualifizierte Berufsausbildung für Frauen für unerlässlich. Deshalb gehörte sie 1893 auch zu den Mitbegründerinnen des Israelitisch-Humanitären Frauenvereins (IHF), der einen Schwerpunkt seiner Arbeit in der Förderung von Frauenbildung, Frauenberuf und sozialer Frauenarbeit sah. Von 1908 bis 1932 wurde sie dessen Vorsitzende.
Der Verein gründete eine Ausbildungs- und Arbeitsstätte für Frauen und Mädchen plus Mittagstisch, einen Arbeitsnachweis für weibliche kaufmännische Angestellte und ein Kindererholungsheim in Bad Segeberg, dem eine Haushaltungsschule mit Gartenbetrieb angeschlossen war. In dieser Zeit gehörte Sidonie Werner auch zu den ersten Mitgliedern des 1904 auf Reichsebene gegründeten "Jüdischen Frauenbundes", dessen Vorsitzende sie von 1915 bis 1925 war. Sidonie Werner schrieb für diesen Verein die erste Flugschrift über das Frauenwahlrecht.
Als der Erste Weltkrieg begann, schloss sich der IHF dem Frauenausschuss der Hamburgischen Kriegshilfe an. 1915 war Sidonie Werner Gründungsmitglied des Stadtbundes hamburgischer Frauenvereine, dessen stellvertretende Vorsitzende sie wurde. Emma Ender wurde ihre Vorstandskollegin. Außerdem erhielt Sidonie Werner den Vorsitz im Vereinsheim für jüdische Mädchen.
1919 wurde Sidonie Werner auf die Kandidatenliste der DDP (Deutsche Demokratische Partei) zur Bürgerschaftswahl aufgestellt, erhielt allerdings nur den aussichtslosen Listenplatz 76.
Als Sidonie Werner starb, lobte der Hamburger Anzeiger nicht nur Sidonie Werners soziales Engagement, sondern auch ihre Verdienste für ihr Vaterland Deutschland: "Sie wollte nicht nur den Armen und Bedürftigen helfen, sie wollte auch die Wohlhabenden befreien von dem seelischen Individualismus, wollte sie hinführen zum Wirken für die Gemeinschaft. Das war das Ziel, das sie verfolgte mit zähem Eifer und unermüdlicher Tatkraft. Es würde aber ein wichtiger Zug ihres Wirkens fehlen, wollten wir nicht auch ihrer starken seelischen Verbundenheit mit deutscher Kultur und deutschem Vaterland gedenken. Diese Verbundenheit hat sich gezeigt in der Cholerazeit, als sie in vorderster Linie ihre Pflicht erfüllte; sie hat sich gezeigt während der Kriegszeit, als sie eine mustergültige Hilfsorganisation schuf, sie hat sich zuletzt gezeigt in der Winterhilfe für die deutsche Not". Sidonie Werner lebte zuletzt in der Husumerstr. 1.
Text: Dr. Rita Bake
Quelle:
Vgl.: Karen Hagemann, Jan Kolossa: Gleiche Rechte – Gleiche Pflichten? Der Frauenkampf für „staatsbürgerliche“ Gleichberechtigung. Hamburg 1990,S. 144f.
Zeitungsausschnittssammlung, Staatsarchiv Hamburg
 

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