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Dora Hansen-Blancke

( Dora Hansen-Blancke, geb. Blancke )
(5.12.1895 Mönchen-Gladbach - 5.12.1984 Hamburg)
Schülerin des ersten Jahrgangs der Sozialen Frauenschule in Hamburg, ehrenamtliche Tätigkeit in den Organisationen der bürgerlichen Frauenbewegung
Ohlsdorfer Friedhof: Grab-Nr.: K 19, 398-400 a bei Kapelle 3
Böhmkenstraße 15: Wärmehalle für obdachlose Frauen in der dortigen Jugendherberge (Wirkungsstätte)
Klärchenstraße 15 (Wohnadresse)
Dora Hansen-Blancke war das Jüngste von vier Geschwistern und Kind aus gutbürgerlichem Hause, der Vater Besitzer einer kleinen Textilfabrik.
Als Teenager wurde sie für zwei Jahre in ein Mädchen-Pensionat in die französische Schweiz geschickt. Das Abitur zu machen, erlaubten ihr die Eltern allerdings nicht. Dora Hansen-Blancke, die die übliche Erziehung und Prägung eines bürgerlichen Mädchens erfahren hatte, schlug die pflegerische Laufbahn ein. Bevor sie jedoch 1916/17 ein Praktikum als Säuglingsschwester machte und ab 1917 zu den Schülerinnen des ersten Jahrgangs der Sozialen Frauenschule in Hamburg gehörte, hatte sie sich, patriotisch wie so viele Frauen, in den Dienst des Vaterlandes gestellt und war gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges dem Nationalen Frauendienst beigetreten. An der belgischen Grenze betreute sie durchziehende Truppen.
Nachdem Dora Hansen-Blancke zwei Jahre das Sozialpädagogische Institut besucht hatte, heiratete sie 1920 einen Jugendfreund, der sein Geld mit einer Exportfirma verdiente. Dora Hansen-Blancke bekam vier Kinder (1920, 1923, 1929 und 1935). Neben ihrer Arbeit als Hausfrau und Mutter wurde sie ehrenamtlich in der Hamburgischen Frauenhilfe 1923 tätig. Diese eröffnete am 14. Dezember 1923 die erste Wärmehalle für obdachlose Frauen in der Jugendherberge, Böhmkenstraße 15. Dies war notwendig geworden, nachdem das Frauenasyl in der Bundesstraße: „aus technischen Gründen tagsüber geschlossen bleiben [musste], so dass die Frauen, die aus irgendwelchen Gründen keine Arbeit haben, einfach auf die Straße angewiesen waren“. (Erster Tätigkeitsbericht der Hamburgischen Frauenhilfe 1923, Hamburg 1925.)
In der Wärmehalle schwankte: „die tägliche Zahl der Besucher zwischen 8 und 25. Sonntags sind es immer einige 40, da dann auch alle die kommen, die wochentags Arbeit haben und die ganzen Besucher der Wärmehalle in der Rentzelstraße, da diese am Sonntag geschlossen ist. Die Gründe für die Obdachlosigkeit sind die verschiedensten; teils ist es Krankheit oder Arbeitslosigkeit gewesen, die die Frauen gezwungen hat, ihre Wohnung oder ihr Zimmer aufzugeben, teils sind sie auf gut Glück nach Hamburg gekommen, in der Hoffnung hier schnell guten Verdienst zu finden. Bei dem großen Wohnungsmangel jetzt ist es aber schwierig, auch für die Frauen, die gut verdienen, ein Zimmer zu finden. Bei manchen sind es aber auch schwierige Familienverhältnisse, die sie gezwungen haben, von zu Hause fortzugehen (...). In der Wärmehalle stehen den Frauen Koch-, Wasch-, Näh- und Plätteinrichtungen zur Verfügung, und alles wird auch fleißig benutzt. Die Reinigung des Raumes und der Geräte wird immer gerne freiwillig von den Frauen übernommen, wie denn überhaupt große Hilfsbereitschaft unter den Frauen herrscht (...). Die Aufsicht in der Wärmehalle wird durch zwei erwerbslose Frauen des Mittelstandes geführt (...).
Die Hamburgische Frauenhilfe von 1923 hat durch die Einrichtung der Tagesräume unbedingt einem dringenden Bedürfnis abgeholfen, was der rege Besuch und die große Anerkennung, die sie überall finden, beweisen.“ (ebenda.)
Dora Hansen-Blancke leitete den Tagesraum. Täglich kam sie für zwei Stunden und regelte die Arbeit mit den aufsichtführenden Frauen.
1928 zog die Familie nach Berlin. Dora Hansen-Blancke nahm Kontakt zu der von der Frauenrechtlerin Alice Salomon 1925 gegründeten Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Arbeit auf und verfasste für die Akademie 1932 die Studie „Die hauswirtschaftliche und Mutterschaftsleistung der Fabrikarbeiterin“.
1934 kehrte die Familie Hansen nach Hamburg zurück und Dora Hansen-Blancke verbrachte die Zeit der NS-Herrschaft zurückgezogen im privaten Bereich. Allerdings äußerte sie sich positiv über die NS-Frauenschaft und die nationalsozialistische Bevölkerungspolitik. So äußerte sie sich 1939 in einem von ihr verfassten Artikel über die NS-Ehestandsdarlehen: „Innerhalb des Parteiensystems glaubten die Frauen der Frauenbewegung nur durch die politischen Parteien in Gemeinschaftsarbeit mit dem Mann zum politischen Wirken zu gelangen, das ihnen Verpflichtung gegen ihr Volk war. Die Parteien sind ihnen unfruchtbarer Boden gewesen. Heute sind die Frauen von der Politik ausgeschlossen, sie sehen sich allein aufeinander angewiesen, gedrängt zur ‚Frauenpartei‘, würde man ehedem gesagt haben. Die neuen Organisationsformen, Frauenschaft und Frauenfachschaft können der Frauenbewegung der fruchtbare Weg hin zum Ziel sein, als Mutter ist die Frau Macht im Staat.“ (zit. nach: Irmgard Weyrather, die Frau am Fließband. Das Bild der Fabrikarbeiterin in der Sozialforschung 1870-1985. Frankfurt a. M. 2003, S. 123.)
Die beiden Söhne von Dora Hansen-Blancke wurden im Zweiten Weltkrieg als Soldaten getötet.
Nach 1945 war Dora Hansen-Blancke sofort wieder dabei, um in der Frauenbewegung und in der Sozialfürsorge tätig zu werden: "Sie baute 1946 den ' Hamburger Frauenring e.V.' mit auf und arbeitete seit der Gründung im Jahre 1949 aktiv in der 'Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenorganisationen' mit. Lange Jahre war sie zudem als ehrenamtliche Pflegerin für das Wohlfahrtsamt tätig. Anfang der fünfziger Jahre gehörte sie zu den Gründerinnen der `Aktion Kinderparadies, Arbeitsgemeinschaft für Hamburger Kinderspielplätze`, deren langjähriges Vorstandsmitglied sie war." (Karen Hagemann, Jan Kolossa: Gleiche Rechte - Gleiche Pflichten? Hamburg 1990.)
Text: Dr. Rita Bake
 

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