Hamburger Frauenbiografien
Antoinette Sophie Schröder
( Antoinette Sophie Schröder, geb. Bürger )
![](https://www.lzpb-hamburg.de/hamburgde/bilder/3070_Sophie_Schroeder.jpg)
Sophie Schröder verhalf der Tragödie, die seit Lessings bürgerlichem Trauerspiel auf der Bühne an Bedeutung verloren hatte, zu neuer Geltung.
1804 heiratete sie ihren zweiten Mann, den Bariton Friedrich Schröder aus Hannover, und brachte drei Töchter zur Welt, von denen Wilhelmine eine berühmte Sängerin werden sollte.
Eine Episode im Kriegsjahr 1813 zeigt, wie sehr die Bühne damals als neben der Kanzel einziger öffentlicher Ort für Fragen von allgemeiner politischer und moralischer Bedeutung verstanden wurde, eine Funktion, die insbesondere dort, wo eine Obrigkeit die Freiheit im Denken einschränkt, immer wieder wahrgenommen wird. Am 18. März 1813 erwies Sophie Schröder den in Hamburg einmarschierten Kosaken die Ehre, indem sie in Kotzebues Schauspiel „Der Russe in Deutschland“ mit der russischen Kokarde am Busen erschien. Als einige Wochen später die Franzosen Hamburg wieder besetzten, befahl der Gouverneur, dass sie die Bühne nunmehr mit der französischen Kokarde betreten solle. Wütend erschien sie mit einer tellergroßen Kokarde – in einer stummen Rolle. Danach verließ sie Hamburg und ging nach einem Übergangsaufenthalt in Prag 1815 ans Hofburgtheater nach Wien, das nach dem Stadttheater ihre zweite künstlerische Heimat wurde. Nachdem der zweite Gatte 1818 gestorben war, heiratete sie 1825 den Schauspieler Wilhelm Kunst, wurde aber bald wieder geschieden. „In idealen Welten weiß Sophie sich so gut zurecht zu finden, aber im wirklichen Leben stolpert sie ohne Unterlaß“, (Zit. nach: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB)) urteilte Costenoble über die Kollegin, deren Leben sich immer wieder um Geld und Männer drehte. 1829 verließ Sophie Schröder das Hofburgtheater und wurde 1831 Mitglied des Münchener Hoftheaters. 1836 war sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1840 wieder in Wien. Seit 1842 lebte sie in Augsburg, wo ihr Sohn Offizier war, und zuletzt in München. Als 1847 bekannt wurde, dass Sophie Schröder sich in Hamburg aufhielt, wurde sie gebeten zu spielen. Sie wählte die Fürstin in Schillers „Braut von Messina“ und Lessings Claudia Galotti, und „immer noch riß die Schröder durch ihren Vortrag den Kreis zu Entzücken hin (...) aber auch ihre Prosa ist wohlklingend wie Silber“. 1859 trat sie anlässlich von Schillers hundertstem Geburtstag zum letzten Mal in München auf.
Text: Brita Reimers