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Evakatrin Sieveking

(14.4.1911 Zürich – 20.10.1997)
Erzieherin, Fürsorgerin, Diplom Volkswirtin, Lehrerin, Schöffin beim Landgericht Hamburg, Vertreterin der Frauenbewegung
Zickzackweg (Wohnadresse bei den Eltern)
Ihren Werdegang beschrieb Evakatrin Sieveking dem Hamburger Frauenring wie folgt: „Geboren bin ich in der Schweiz. Mein Vater war dort Professor. Als junger Mensch bin ich von ihm unterrichtet worden und wurde erst sehr spät eingeschult. Daher war ich meist eine sehr schlechte Schülerin, aber das Abitur habe ich trotzdem gemacht, und es hat mir auch immer sehr viel geholfen.
Nach dem Abitur [ 1931] habe ich als Praktikantin erst in einem Kinderheim und dann in einem Gefährdetenheim gearbeitet, bis ich endlich 21 (volljährig) wurde und das tun durfte, was ich wollte: Arbeiterin werden – denn der Gegensatz zwischen Arbeitern und Studierten war damals besonders kraß.
Ich bin dann mit dem Rad und einer Bescheinigung vom Arbeitsamt, daß ich Arbeit suchte, losgefahren. Ich habe in Nürnberg Lebkuchen gemacht, dann aber dummerweise selbst gekündigt. Bei 6 Millionen Arbeitslosen damals war es kaum möglich, etwas Neues zu finden. Ich habe dann in der neu aufkommenden Radioindustrie gearbeitet, den 1. Volksempfänger bedient usw.
Nach einem Jahr bin ich zurück nach Hamburg und anschließend zur Ausbildung nach Berlin gegangen. Ich war damals sehr frech, ich glaubte, man könnte eine junge Frauenbewegung aufziehen. Und kam dann in das Haus von Anna von Giercke. Während wir noch überlegten, was man machen könnte, öffnete sich plötzlich die Schiebetür und da saßen lauter alte Damen und sagten: ‘Die ‚alte’ Frauenbewegung ist gespannt, was die ‚junge‘ ausgebraten hat.‘ Da saß ich nun – das war vielleicht scheußlich! Ich sagte dann, daß wir alle voneinander lernen müßten, und wir bäten die ‚alte‘ Frauenbewegung uns viel von dem zu erzählen, was sie gemacht hat. Sie haben sich dann bereit erklärt, Vorträge zu halten.
Ich habe mich immer bemüht, die alte Frauenbewegung, die zum Teil sehr verbittert reagierte, zu integrieren.
Ich sollte zusammen mit einigen anderen Frauen, wegen meines Engagements von der Schule verwiesen werden, aber es ging noch mal gut, und ich konnte, trotz einiger Hindernisse, die mir in den Weg gelegt wurden, die Prüfung absolvieren.
Später bekam ich eine Stelle bei Siemens als Fürsorgerin. [sie arbeitete dort von 1938-1945] Es war eine wunderschöne Zeit – bis der Krieg kam. Ich betreute insbesondere die Auszubildenden, kümmerte mich auch in der Freizeit um sie und schaffte es auch, einige potentiell Verfolgte legal unterzubringen.
Während der Arbeit studierte ich auch noch [sie studierte Sozialökonomie, Arbeits- und Jugendrecht] und schrieb meine Doktorarbeit. Da ich aber bei Kriegsende gezwungen war, nach Hamburg zurückzukehren, hinterlegte ich meine Arbeit scheinbar sicher bei Siemens – wo sie dann von den Russen zerstört wurde. Da es keine weiteren Exemplare gab, konnte ich nie meinen Doktor machen. (…).“
Nach Kriegsende wohnte Evakatrin Sieveking wieder bei ihren Eltern im Zickzackweg in Hamburg und erhielt dann eine Anstellung beim Deutschen Roten Kreuz, zuerst noch ehrenamtlich. „Ich bekam die Krankenhäuser vom Hauptbahnhof bis Rissen, weil die Leute ja getürmt waren, die Ärzte und Schwestern.“ Ab 1947 arbeitete Evakatrin Sieveking hauptamtlich als Fürsorgerin für das gesamte Krankenhauswesen beim Deutschen Roten Kreuz. 1945/46 hatte sie ihr Studium wieder aufgenommen und schloss es als Diplom-Volkswirtin ab. Zwischen 1948 und 1950 war sie am Fröbelseminar tätig, absolvierte zwischen 1950 und 1952 eine Referendarausbildung, setzte 1952 ihre Dozentinnentätigkeit fort und war dann bis 1973 als Studienrätin an Hamburger Berufsschulen angestellt. Ehrenamtlich betätigte sie sich von 1974 bis 1985 auf sozialem Gebiet beim Bürgerverein Flottbek-Othmarschen und war zwanzig Jahre lang Schöffin bei Landgericht Hamburg.
Evakatrin Sieveking blieb ledig und hatte keine Kinder.
Text: Rita Bake
Quelle:
Zitate und Informationen aus: Hamburger Frauenring: Lebensbilder von Frauen in Hamburg nach 1945. Hamburg 1989. (Grüne Reihe 21)
 

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