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Deutscher Frauenbund für alkoholfreie Kultur, Ortgruppe Hamburg

Alsterblick 2 (Adresse Anfang der 1950er-Jahre)
Logo Deutscher Frauenbund für alkoholfreie Kultur e.V.
Die Historikerin Dr. Kirsten Heinsohn schreibt über diesen Frauenverein: „Die 1902 gegründete ‚ Ortsgruppe Hamburg des Deutschen Bundes abstinenter Frauen entstand aus einer Initiative des Hamburger ADF [Allgemeiner Deutscher Frauenverein], besonders unterstützt von Bertha Wendt und Helene Grube. Die Ortsgruppe des ‚Deutschen Bundes abstinenter Frauen‘ wollte den Alkoholismus bekämpfen und eine abstinente Lebensweise propagieren. Der Alkoholismus wurde als ‚Volksseuche‘ aufgefaßt, die ‚die Familie zerstört, die Volkswohlfahrt untergräbt und der Erniedrigung der Frau in (…) hohem Masse Vorschub leistet.‘ (…) ‚Es war nur natürlich, dass die deutsche Frauenbewegung, deren Vertreterinnen in sozialer Arbeit und Wohlfahrtspflege nur zu oft den Alkohol als die Ursache der Unterdrückung der Frau erkannt hatten, die Anti-Alkoholbestrebungen zu ihrem Arbeitsprogramm rechnen musste.‘ Diese Interpretation war offenbar auch der Grund für den Aufbau der eigenständigen Organisation ‚Deutscher Bund abstinenter Frauen‘, denn seit Beginn der sog. ‚Mäßigkeits- und Enthaltsamkeitsbewegung‘ in den 1880er Jahren arbeiteten viele Frauen in den großen Vereinen dieser Bewegung, wie (…) dem ‚Guttemplerorden‘. Der besondere Ansatz des Bundes war daher die Bedeutung des Alkoholismus für die Diskriminierung von Frauen.
In der Hamburger Ortsgruppe des Bundes fand sich diese Auffassung jedoch nicht explizit wieder. Als Zweck wurde allgemein ‚die Bekämpfung der Alkoholschäden in Hamburg und dessen Landgebiet‘ festgelegt. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten die Mitglieder ‚gänzliche Enthaltsamkeit‘ üben, für Aufklärung der Öffentlichkeit und die Erziehung der Jugend eintreten, die ‚Trinksitten in Haus und Gesellschaft‘ bekämpfen, ‚vorbeugende Wohlfahrtseinrichtungen und alkoholfreie Speisehäuser‘ einrichten (…). Von einer speziellen Betroffenheit der Frauen war nur im Zusammenhang mit ihrer Rolle als Mütter die Rede, diese wurden nämlich für besonders geeignet und verpflichtet gehalten, gegen den Alkoholismus vorzugehen. (…) Nicht die Unterdrückung von Frauen durch den Alkoholismus war das Thema der hamburger Gruppe, sondern das unschuldige Leiden der Mütter und Ehefrauen und ihre Pflicht, den Kranken zu helfen. (…)
Neben der persönlichen abstinenten Lebensweise und der Beeinflussung der eigenen Familie sollten auch vorbeugende und erzieherische Maßnahmen gegen den Alkoholismus durchgeführt werden. Zu diesem Zweck gründete die Ortsgruppe 1903 eine Jugendgruppe für 15- bis 18-jährige Mädchen (…). Einen besonderen Stellenwert nahmen jedoch die ‚Kaffeewagen‘ ein, von denen der Verein 1904 drei für das Stadtgebiet ausstattete. (…) Ausgangspunkt dieser Unternehmung war die Überlegung, daß Arbeiter auf den Genuß von Alkohol dann verzichten würden, wenn ihnen eine Alternative geboten würde. (…) In diesen Buden wurden Kaffee, Selters und Bouillon sowie trockenes oder belegtes Brot angeboten. Bis 1913 wurden fünf Wagen eingerichtet, die an der Kornhausbrücke, St. Pauli Landungsbrücken, Rosenbrücke, Groß-Neumarkt (Nachtwagen) und auf dem Dom standen.“ (Kirsten Heinsohn: Politik und Geschlecht. Zur politischen Kultur bürgerlicher Frauenvereine in Hamburg. Hamburg 1997, S. 79ff.)
1924 wurde der Vereinsname umbenannt in „Deutscher Frauenbund für alkoholfreie Kultur e.V.“
Der Deutsche Frauenbund für alkoholfreie Kultur e.V. ist heute eine Selbsthilfeorganisation für suchtmittelabhängige und angehörige Frauen. Der Verein bietet Informationen und Einzelberatung, sowie Gesprächsgruppen an. Tages- und Wochenendseminare zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Bewältigung psychischer Krisen sollen Frauen stärken und ergänzen die Angebote für eine gemeinsame Freizeitgestaltung. Zudem setzt sich der Verein für Prävention ein.
Die heutige Hamburger Gruppe des Deutschen Frauenbundes für alkoholfreie Kultur ist Mitglied des Landesfrauenrates Hamburg. Auf ihrer Website unter www.deutscher-frauenbund.de ist auch die Kontaktmöglichkeit angegeben.
 

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