Hamburger Frauenbiografien
Kaatje Benninga
![](https://www.lzpb-hamburg.de/hamburgde/bilder/4584_kaatje_benninga.jpg)
Kaatje Benninga war Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gemeinde und schloss sich dem orthodoxen Synagogen-Verband an. Sie wohnte und praktizierte in Rothenburgsort, Billhorner Röhrendamm 117, als Allgemeinärztin mit Kassenzulassung und als Vertragsärztin der Wohlfahrtspflege. Ihr Vermieter war die Rudolph-Karstadt-AG, die im Erdgeschoss eine Epa-Filiale betrieb. Die Epa, das Einheitspreisgeschäft, passte sich mit ihren Niedrigpreisen der Armut der Bevölkerung an. Kaatje Benningas Praxis- und Wohnräume lagen im Hochparterre neben denen des Nervenarztes Matzdorff. Man darf annehmen, dass sie sich bewusst in dem Arbeiterviertel mit seiner hohen Mütter- und Kindersterblichkeit niedergelassen hat. In den Anfangsjahren ihrer Tätigkeit blieb ihr steuerpflichtiges Einkommen sehr gering, steigerte sich aber in den Jahren bis 1935, obwohl sie bereits 1933 ihre Kassenzulassung verlor. Zugleich wurde sie ‚aus der Wohlfahrtspraxis ausgeschieden‘, was für ihre bedürftigen Patienten und Patientinnen sehr schmerzlich war. Gründe für den finanziellen Einbruch 1935/36 lassen sich nur mutmaßen, ebenso wie für die wirtschaftliche Erholung nach ihrem Umzug zum Grindelberg 7.
Ihr Vater Simon Benninga starb 1926 ins Amsterdam. Die Mutter Johanna gab im Juni 1926 ihre Wohnung auf, lebte möbliert in der Banksstraße in Hammerbrook, unweit ihrer Tochter, und von 1935 bis zu ihrer Auswanderung in die Niederlande am 12. August 1938 am Grindel.
Johanna Benninga zog zu Verwandten nach Amsterdam. Kaatje veranlasste die Nachsendung des Umzugsguts, das lediglich aus wenigen gebrauchten Kleidungsstücken und Haushaltsgegenständen bestand.
Am 1. Oktober 1938 beendete Kaatje Benninga zwangsweise ihre Tätigkeit als Ärztin. Offenbar führte sie an ihrer neuen Adresse Grindelberg 7 eine Privatpraxis für jüdische Patienten, die ihr wieder ihr Auskommen sicherte. Noch vor Jahresende 1938 leitete sie ihre eigene Auswanderung nach Holland ein und plante, ihre Praxiseinrichtung mitzunehmen. Ihre Ersparnisse, die sie dem Oberfinanzpräsidenten darlegen musste, waren gering, der Wert ihres Haushalts und des Schmucks, den sie beflissen im Stahlfach ihrer Bank hinterlegt hatte, ebenfalls. Sie hoffte, in den Niederlanden zunächst als Pflegerin arbeiten zu können, wozu sie die nötigen Kenntnisse in Paris erworben hatte.
Am 21. Januar 1939 folgte Kaatje Benninga ihrer Mutter nach Amsterdam. Für ihren Umzug beauftragte sie aus alter Verbundenheit mit Rothenburgsort die gleiche Firma wie für das Umzugsgut ihrer Mutter, Julius Schumacher aus der Billstraße.
Johanna Benninga-Weinberg starb am 23. Juli 1941 in Apeldoorn. Ihre Tochter Kaatje setzte eine Todesanzeige in die Jüdische Wochenzeitung (Het Joodsche Weekblad), aus der hervorgeht, dass sie im jüdischen Mädchenwaisenhaus tätig war. Der Jüdische Gemeinderat hatte sie dort angestellt.
Sie wurde im Durchgangslager Westerbork inhaftiert, von dort am 2. März 1943 nach Sobibor deportiert und gilt als aam 5. März 1943 ermordet.“
Text: Hildegard Thevs aus: www.stolpersteine-hamburg.de
Quellen:
1; 2 FVg 2953, FVg 3564; 4; 5; StaH 552-1 Jüdische Gemeinden, 391; Joodsmonumen NL; Villiez, Anna von, jüdische Ärzte, 2002; dies. Mit aller Kraft verdrängt.
1; 2 FVg 2953, FVg 3564; 4; 5; StaH 552-1 Jüdische Gemeinden, 391; Joodsmonumen NL; Villiez, Anna von, jüdische Ärzte, 2002; dies. Mit aller Kraft verdrängt.