Hamburger Frauenbiografien

Frauenbios

Deutscher Verband Frau und Kultur e.V.

Haus Wedells (heutige Adresse: Siegfried-Wedells-Platz 2)
Die Hamburger Gruppe des Deutschen Verbandes Frau und Kultur e. V. war Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenorganisationen (ahf). Heute (2018) gibt es die Regionalgruppe Hamburg nicht mehr. In seiner Selbstdarstellung für das Mitgliedsverzeichnis der ahf 1979 heißt es zum Verbandsziel: „Die Bedeutung der Frau als Mitgestalterin in kultureller Lebensweise zu fördern. Die Gleichwertung der Frau zu erwirken. Die Persönlichkeit der Frau weiterzuentwickeln, um sie zur Übernahme von Verantwortung zu befähigen“.
In der Chronik des Bundesverbandes gibt der Verband als seine Keimzelle den 1896 in Berlin gegründeten Verein für Verbesserung der Frauenkleidung an, der Teil der damaligen bürgerlichen Frauenbewegung war: „Ein klar umrissenes Ziel hatten die Gründerinnen vor Augen: Befreiung der Frau von der gesundheitsschädigenden Modetyrannei. Der Verzicht auf einschnürende Statussymbole der bürgerlichen Gesellschaft war nicht nur ein Akt medizinischer Vernunft, sondern auch ein Akt der Emanzipation.
(…) Das große Verdienst des neugegründeten Vereins: Es wird nicht nur protestiert, sondern gehandelt. Reformkleider sollen für jede Frau erschwinglich sein. Also werden Schnittmusterbogen entwickelt, Anleitungen zum Selbstschneidern alltagsgerechter Modelle gegeben, Berufskleider entworfen und Nähstuben eingerichtet.(…).
Der Deutsche Verband zur Verbesserung der Frauenkleidung, wie er seit 1907 heißt, ist nun in zahlreichen deutschen Städten vertreten. Deutlich wird das Bemühen um ästhetisch-künstlerische Kleidergestaltung und den Mut zu Individualität. (…)
Mit dem Ersten Weltkrieg kommen neue Aufgaben auf den Verband zu. Soziale Dienste für Soldaten und Zivilbevölkerung stehen nun im Mittelpunkt. Es werden Nähkurse und Heimarbeit organisiert, Patenschaften und Pflegedienste übernommen.
Der Verband, der seit 1914 Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur heißt, organisiert nach dem Krieg Kleiderschauen und Wohnberatung. Es werden Vorträge über gesunde Ernährung gehalten, künstlerische und kunsthandwerkliche Techniken vermittelt. Fragen der Erziehung rücken mehr und mehr in den Vordergrund. Der Versuch, handwerkliche und lebenspraktische Tätigkeiten mit ästhetischen und kulturellen Ansprüchen zu verbinden, bleibt ein Hauptanliegen. Der Verband Deutsche Frauenkultur, wie er seit 1929 heißt, hat nun über 70 Zweiggruppen. (…)
1934 werden die deutschen Frauenverbände in das Deutsche Frauenwerk eingegliedert und somit in ihrer Handlungsfreiheit stark eingeschränkt. Etliche Gruppen lösen sich auf. Als 1936 auch die Zeitschrift vereinnahmt wird, gelingt es, wenigstens die Beilage ‚Unsere Kleidung – unser Werk‘ selbständig weiterzuführen.
Die Verbandsarbeit kommt 1944 ganz zum Erliegen. 1945 werden in Nürnberg Werkstätten und die Geschäftsstelle mit allem Archivmaterial zerstört. Doch nach Kriegsende trifft man sich wieder in improvisierten und schäbigen Unterkünften, der Herzlichkeit und dem Tatendrang tut dies keinen Abbruch.
1948 findet in Hohenlimburg die erste Nachkriegstagung des Verbandes statt – getragen von Zukunftshoffnung und dem Willen zum Weitermachen. (…).
Deshalb wird die schon vor dem Krieg bestehende Aufteilung des kulturellen und sozialen Spektrums in einzelne Sachgebiete erweitert. Schwerpunkte sind Kunst, Literatur, Erziehung, Gesundheit und Werkgestaltung. Später kommen Musik und Theater, Umwelt, Medien und Soziales dazu. Die Wohnberatung nimmt vor allem in der Aufbauphase eine wichtige Stellung ein. Da sich auch ein unpolitischer Verband nicht der politischen Stellungnahme und Verantwortung entziehen kann, wird das Sachgebiet Staatsbürgerliche Verantwortung geschaffen. (…)
Dass die Deutsche Frauenkultur sich 1973 umbenennt, hängt mit einem gewandelten Kulturverständnis und einem entspannteren Verhältnis der Geschlechter zusammen. Die Frau sollte sich weder am Maß der Männer messen, noch eine feindliche Gegenkultur aufbauen. Sie sollte sich überlegen, welche kulturellen Werte für sie wichtig sind und diese in ihrem Sinne ausgestalten. Die Frage der Zukunft in einer zunehmend technisierten, anonymen, hektischen Welt wird nicht heißen, ob Frauenkultur neben Männerkultur bestehen kann, sondern ob es gelingen wird, Kultur als lebenswichtiges Element im Alltag zu verankern. (…) Sind die Probleme, die uns heue auf den Nägeln brennen, nicht allgemeine Probleme, die auch Männer angehen? Was spricht für die Beibehaltung eigener Frauenverbände? Was spricht für Frau und Kultur?
Frauenverbände sind ein Übungsfeld für Öffentlichkeitsarbeit. Sie bieten engagierten Frauen Entfaltungsmöglichkeiten und vermitteln ihnen Sachkompetenz und damit Selbstvertrauen auch über den Verbandsrahmen hinaus. Im Verband erleben Frauen, was ihnen im Haushalt oder am Arbeitsplatz oft fehlt: Gedankenaustausch in der Gemeinschaft. Dabei wachsen Kommunikationsfähigkeit und Bereitschaft zur Toleranz. Bei Aktionen, die Teamarbeit erfordern – seien sie sozialer, künstlerischer oder geselliger Art -, entsteht aus der gemeinsamen Verantwortung heraus ein Wir-Gefühl, das oft über Jahrzehnte verbindet und weiter besteht, wenn die Beteiligten durch Alter oder Krankheit nicht mehr aktiv am Verbandsgeschehen teilnehmen können. Sich in einer Gruppe aufgehoben zu wissen, kann in Notsituationen besonders wichtig sein.
Braucht es dazu einen Verband? Fest steht: Ohne ein Netzwerk aus Gruppen- und Sachgebietsarbeit, eine Zeitschrift als verbindendes Element, einen Bundesvorstand, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, hätte sich der Verband Frau und Kultur niemals über einen so langen Zeitraum behaupten und entfalten können.
(…) Eine neue Zeit bringt neue Fragestellungen, neue Herausforderungen. Die Zukunft des Verbandes hängt davon ab, ob und wie wir sie bewältigen: zum Beispiel
• die Notwendigkeit lebenslangen Lernens und die Hilfestellung auch in sozialer Hinsicht, die der Verband dabei bieten kann
• die Ausweitung nationaler und internationaler Kontakte
• die Achtsamkeit auf Bedürfnisse älterer und alleinstehender Menschen
• die Öffnung der jungen Generation gegenüber, die Bereitschaft, auf ihre Vorstellungen und Probleme einzugehen.
Der Aufgaben gibt es viele. Der Verband Frau und Kultur hat sich in der Vergangenheit als traditionsbewusst, aber gleichzeitig als aufgeschlossen und wandlungsfähig erwiesen. Er wird auch den vielfältigen Anforderungen der Zukunft gewachsen sein.“ www.verband-frau-und-kultur.de/chronik.html
 

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