Hamburger Frauenbiografien

Frauenbios

Frauenkneipe

Stresemannstraße 60 (ehemals)
Stresemannstr. 60, Bild von 2019. Dort, wo jetzt eine Firma ihr Domizil hat, hatte früher die Frauenkneipe ihre Räumlichkeiten.; Foto:© kulturkarte.de/schirmer
Die Hamburger Frauenkneipe in der Stresemannstraße 60 öffnete ihre Pforten im Jahr 1977. Die Frauenkneipe war ein Projekt der Lesben- und Neuen Frauenbewegung.
In einer Selbstdarstellung Ende der 1970er-Jahre (siehe auch unter: Frauenbewegung in den 1970er- bis 1990er-Jahren) heißt es: „Vor kurzer Zeit haben wir, 13 Frauen, die Verantwortung und die Arbeit für die Hamburger Frauenkneipe übernommen, weil wir glauben, daß es wichtig ist, die Kneipe für alle Frauen zu erhalten. Alle Frauen die mitmachen arbeiten erstmal unentgeltlich. Wir haben die Arbeit in verschiedene Aufgabenbereiche unterteilt wie: einkaufen, putzen, Tresendienst machen, organisieren, Buchführung, Reparaturen, Heizen etc. Alle Aufgaben werden von den Frauen im Rotationsverfahren angegangen. Wir sind dazu übergegangen, weil wir die Erfahrung gemacht haben, daß zwei Frauen, die bezahlt wurden und gleichzeitig Geschäftsführerinnen waren, mit allen anfallenden Bereichen auf einmal überfordert waren. Die Konsumhaltung vieler Frauen, die in die Kneipe kommen hat auch dazu geführt, daß viele Probleme zwar an die Frauen herangetragen wurden, jedoch nie eine positive Rückkopplung stattfand. Dieser Frustration wollen wir entgegentreten, indem wir nochmal an alle Frauen appellieren, sich doch möglichst rege am Gedeih der Kneipe zu beteiligen. Zur Erleichterung machen wir Aushänge in der Kneipe, um mitzuteilen, wo es gerade besonders brennt und Hilfe vonnöten wäre: wie renovieren, leere Flaschen wegbringen, aufräumen etc.
Natürlich braucht frau nicht nur aktiv zu sein, sondern kann auch ‘passiv‘ genießen. Wir sind bemüht, die Kneipe immer gemütlicher werden zu lassen, so daß ein möglichst breites Spektrum von Frauen gern in die Kneipe kommt.
Wir fänden es toll, wenn frau in Scharen kommt zum klönen, essen, tanzen, trinken, diskutieren, Filme gucken, informieren, und was frau sonst noch so einfällt.“ (aus: Hamburger Frauengruppen stellen sich vor. Hrsg. Bildwechsel, Hamburg, Ende 1979, Seite 37)
1978 etablierte sich in der Frauenkneipe ein „Seniorinnenstammtisch“, der sich jeden Montagabend in der Frauenkneipe traf. „Zu unserem Stammtisch am Montag in der Frauenkneipe Stresemannstr. 50 kommen Frauen mit den verschiedensten Problemen. Viele von ihnen leben in Scheidung oder haben sonstige Eheprobleme. Andere haben Schwierigkeiten in ihren Stellungen usw. Es muß aber nicht immer nur problematisch zugehen, wir haben auch viel Sinn für fröhliche Unterhaltung. Schwierigkeiten entstehen natürlich manchmal dadurch, daß Frauen aus irgendwelchen Gründen die Frauenkneipe nicht betreten mögen. Unsere Erfolgserlebnisse bewegen sich in bescheidenem Rahmen, aber das Aussprechen der persönlichen Probleme anderen Menschen gegenüber hat vielen Frauen von uns die Augen geöffnet und sie zur Erkenntnis gebracht, daß und wie sie ihre Sorgen und Nöte angehen können,“ heißt es in einer Selbstdarstellung.
Nach der Jahrtausendwende in den 2000er-Jahren bekam die Frauenkneipe einen anderen Namen „Tochtergesellschaft“ und auch Männer erhielten Zutritt.
Das Aus für die Frauenkneipe kam 2007.
Über das weitere "Schicksal" der Frauenkneipe siehe unter: Frauenbewegung in den Jahren 2000-2010
 

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