Hamburger Frauenbiografien
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Anna Sprüngli
( Theo(dora) Anna Sprüngli (Pseudonym: Anna Rüling; Th. Rüling) )
![](https://www.lzpb-hamburg.de/hamburgde/bilder/4241_Anna-Spruengli.jpg)
In ihrer Geburtsstadt Hamburg besuchte sie eine höhere Töchterschule und nahm – wie es sich für eine Bürgerstochter geziemte – Klavier- und Musiktheorieunterricht. Als Siebzehnjährige begann sie außerdem für das Hamburger Fremdenblatt zu schreiben. Dies ist, wie ihr späterer Lebensweg zeigt, der Beginn ihrer journalistischen Laufbahn. In Stuttgart machte sie einen Gymnasialabschluss und ging nach einem kurzen Hamburger Aufenthalt nach Berlin. Dort arbeitete sie 1905/1906 für den Scherl-Verlag, einen der größten Zeitungskonzerne der Spreemetropole (...). Am 9. Oktober 1904 hielt Anna Rüling die weltweit bislang erste bekannte lesbenpolitische Rede über ‚Homosexualität und Frauenbewegung‘. Schauplatz war die Jahreshauptversammlung des Wissenschaftlich humanitären Komitees im Berliner Hotel Prinz Albrecht. (...)
Von Berlin zog Theo Anna Sprüngli nach Düsseldorf, wo sie 30 Jahre lang lebte und arbeitete.“
Die Journalistin war aber gleichzeitig auch „glühende deutsche Patriotin, Nationalistin und Kriegsbefürworterin, mit bisweilen unerträglichem Pathos“. „Theo Anna Sprüngli war nicht nur eine kulturpolitische Schreibtischtäterin: Sie führte beispielsweise Opernregie in einem Fronttheater und engagierte sich politisch in einschlägigen Organisationen, die es sich zur Aufgabe machten, den ‚wirtschaftlichen und sittlichen Aufstieg unseres deutschen Vaterlandes‘ zu befördern.
Die Lebenssituation und Tätigkeiten von Theo Anna Sprüngli während des Nationalsozialismus sind bislang nur in kleinsten, verstreuten Bruchstücken zu rekonstruieren Mitfrau in der NSDAP war sie wohl nicht; als Publizistin gehörte sie dem Reichsverband Deutscher Schriftsteller an. In ihrer Akte der Reichsschrifttumskammer findet sich keinerlei Hinweis auf ihre frühere homosexuellenpolitische Rede und Publikationen – ihr diesbezügliches Schweigen scheint niemals aufgeflogen zu sein“.
Zitat-Ausschnitte aus der umfangreichen historisch-kritischen Biografie als Online-Version: lesbengeschichte.de/bio_rueling_d.html von © Dr. Christiane Leidinger, Berlin 2005
Auswahl der Textbausteine: Dr. Cornelia Göksu