Hamburger Frauenbiografien

Frauenbios

Senta Meyer-Gerstein

(26.4.1905 Hamburg – 18.3.1993 Port Orange/USA)
Publizistin; Unternehmerin
Schulbesuch: Karolinenstraße 89, Israelitische Töchterschule (Wirkungsstätte)
Johnsallee 54, Dt.-Jüd. Jugend = Jugendorganisation des Centralvereins dt. Staatsbürger jüd. Glaubens (Wirkungsstätte)
Rothenbaumchaussee 3, Wichmanns’s Flaggengeschäft (Geschäftsadresse des Vaters)
Senta Meyer-Gerstein entstammte einem bürgerlichen, konservativ-jüdisch-religiösen Elternhaus, deren Vorfahren seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Hamburg lebten. Ihr Vater, Abraham Meyer, war Inhaber von „Wichmann’s Flaggengeschäft“ mit einem Atelier für Handstickerei. Senta besuchte zunächst die Israelitische Töchterschule in der Karolinenstraße 89 und anschließend das Oberlyzeum am Klosterstern. Als einzige Jüdin in der Klasse erlebte sie – nach dem verlorenen 1. Weltkrieg – dort zunehmend antisemitische Ausfälle. An der noch jungen Universität Hamburg studierte sie Anfang der 1920er Jahre Geschichte und Ethik des Judentums, allgemeine Geschichte, Philosophie, Literatur und Kunstgeschichte. „Auf der Suche nach Bündnispartnern im Kampf gegen den Antisemitismus nahm sie unter anderem Kontakt zu Franz Rosenzweig, Martin Buber und Leo Baeck auf, um zusammen das ‚jüdische Erbe’ gegen den zunehmenden Judenhass einzusetzen. Zu diesem Zweck engagierte sie sich als Leiterin einer Arbeitsgemeinschaft zu »Deutsch-Jüdischen Grundfragen« in der Deutsch-Jüdischen-Jugend (D.J.J.), der Jugendorganisation des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Bereits früh erkannte sie die Gefahren des aufkommenden Nationalsozialismus und beriet alleinstehende Jugendliche in Fragen der Emigration. Dies war ein harter Kern von 137 Jugendlichen, die an Dienstagabenden in der Johnsallee 54 zusammen kamen (Uecker-Hilbert, S.214). Neben diesen innerjüdischen Aktivitäten versuchte sie durch Vorträge in nichtjüdischen Kreisen dem Antisemitismus entgegenzuwirken.“ (zit. Jutta Dick, Jüdisches Leben, Anmerkung 2.). Zudem publizierte Senta Meyer-Gerstein in zahlreichen jüdischen Zeitschriften, so z.B. für das „Hamburgische Israelitische Familienblatt“, das „Jüdische Gemeindeblatt“, die Hamburg. Blätter des Jüdischen Kulturbundes und viel andere..
Seit 1936 betrieb sie für sich selbst und ihre Familie die Emigration in die USA. Dank ihrer guten Kontakte und ihrer Beharrlichkeit konnte sie ihren Mann, Alfred Elias, aus dem KZ Oranienburg rechtzeitig wieder frei bekommen. Am Abend ihrer Auswanderung war sie selbst vor die Gestapo geladen. Nur geschunden schaffte sie die Flucht über die Grenze nach Holland.
Nach geglückter Übersiedlung in die USA hielt sie sich mit kreativen Job-Ideen über Wasser: So unterhielt sie kurzfristig ein Kinderkrippe und arbeitete als Näherin in einer Fabrik. Später kehrte sie zu den kunsthandwerklichen Wurzeln ihrer Familie zurück und begründete eine Firma für von Hand gearbeiteten Modeschmuck. Ihrem Engagement in jüdischen Belangen blieb sie auch in den USA treu: So war sie für den National Council of Jewish Women tätig und begründete einen Arbeitskreis für jüdisch-christliche Verständigung. Für ihr Engagement erhielt Senta Meyer-Gerstein in den USA zahlreiche Auszeichnungen.
Diesen Artikel stellte Dr. Cornelia Göksu zusammen.
Quellen:
1.) Dick, Jutta und Marina Sassenberg (Hg.): Jüdische Frauen im 19. Und 20. Jahrhundert. Darin Monika Hübsch-Faust, Artikel zu Senta Meyer-Gerstein, Reinbek 1993, S. 279.ff.
2.) Jutta Dick, Artikel Meyer-Gerstein, Senta, in: Das Jüdische Hamburg. Ein historisches Nachschlagewerk, hg. vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg. Online-Version : dasjuedischehamburg.de/inhalt/meyer-gerstein-senta (hauptsächlich benutzte und zugrunde gelegte Quelle für diesen Artikel, C.G.)
3.) Ueckert-Hilbert, Charlotte: Senta Meyer-Gerstein: eine Hamburger Jüdin in der Emigration. In: Hamburger Zustände, Jahrbuch zur Geschichte der Region Hamburg, Bd.1 (1988), S 209-225
4.) Heinsohn, Kirsten, Barbara Vogel, Ulrike Weckel (Hg.): Zwischen Karriere und Verfolgung. Handlungsräume von Frauen im nationalsozialistischen Deutschland. Frankfurt/Main 1997, S. 124 f
 

Namen und Zeitepochen

Personensuche

  • (am besten nur Vor- ODER Nachname)

Historisch

 

Geografische Spuren

Meine Straße

Geografisch

 

Schlagworte und freie Suche

Thematische Suche

  • (z.B. Berufe, Gebäude, spezielle Ort)

Themenübersicht auf hamburg.de

Service-Angebote im Überblick