Hamburger Frauenbiografien

Frauenbios

Monika Maetzel

(12.2.1917 Hamburg – 18.10.2010 Hamburg)
Keramikmeisterin, Keramik-Malerin, -Bildhauerin und -lehrerin; langjährige Obermeisterin der Hamburger Innung für das Töpfereihandwerk
Maetzelweg (erinnert an die Künstlerfamilie) seit 1960;
Langenwiesen 15, Hamburg-Volksdorf (Wirkungskreis,Werkstatt)
Bornkampsweg 39 in Ahrensburg auf Gut Wulfsdorf (heutige Adresse der Werkstatt, die 2009 von Birgit Best übernommen wurde)
Maetzelweg, Hamburg-Volksdorf, seit 1960, benannt nach Emil Maetzel (1877 – 1955) Maler und Baudirektor und seine Ehefrau Dorothea Maetzel, geb. Johannsen (6.2.1886 Lensahn/ Holstein – 8.2.1930 Hamburg), Malerin
Ergänzt 2017 um die ebenso bedeutende Tochter des Ehepaares Maetzel: Monika Maetzel (1917–2010)
Neuer Erläuterungstext: Benannt nach Emil M. (1877 – 1955), Baudirektor und Maler, dessen Ehefrau Dorothea M. (1886 – 1930), Malerin, und der gemeinsamen Tochter Monika M. (1917-2010), Keramikmeisterin, langjährige Obermeisterin der Hamburger Töpferinnung
Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756, Grab: S 12, 139
Monika Maetzel war Keramikmeisterin, -malerin,-bildhauerin und –lehrerin und langjährige Obermeisterin der Hamburger Innung für das Töpferhandwerk. Sie wohnte lange im elterlichen Haus am Langenwiesen 15, wo sie auch ihre Werkstatt betrieb, später am Bornkampsweg 39 in Ahrensburg auf Gut Wulfsdorf (heutige Adresse der Werkstatt, die 2009 von Birgit Best übernommen wurde.)
Geboren wurde sie als viertes und letztes Kind des Hamburger Künstler-Ehepaares Emil Maetzel und Dorothea Maetzel-Johannsen. Seit den 1940er Jahren setzte Monika Maetzel sich mit ihrem eigenen Weg durch: Als Töpfermeisterin erwarb sie Beachtung und Anerkennung und entwickelte einen bis heute gültigen Stil. Von 1947 bis 2003 leitete sie ihre Keramikwerkstatt in ihrem Volksdorfer Elternhaus.
Die Geschichte des Künstlerhauses Volksdorf liest sich kurios: „Das ‚Paradies’ war ein feuchtes Waldgrundstück, das Monikas Vater Emil Maetzel (1877- 1955) vor 100 Jahren von einem kleinen Erbe erworben hatte – was dessen Mutter nach der Erstbesichtigung schockierte: ‚Ach mein Junge, jetzt hast du das schöne Geld in den Sumpf geschmissen’, soll sie geklagt haben. Doch der Architekt Emil Maetzel, der den Bau des Hauptbahnhofs mitgeleitet hatte, Maler, Graphiker, Bildhauer war und als Oberbaurat unter Fritz Schumacher das ‚Neue Bauen’ in Hamburg forcierte, hatte eine Vision. Für seine Familie, die Malerin Dorothea Maetzel-Johannsen (1886-1930), und die vier Kinder, baute er im Eichenwald 1924 ein Sommerhaus und verband dieses 1926 mit einem Wohnhaus. Auf einer Lichtung dahinter war schon vorher zur Entwässerung ein kreisförmiger Teich entstanden, den Maetzel wegen der Himmelsspiegelungen auf der Oberfläche ‚das Auge Gottes’ nannte.“ (Lutz Wendler in „Hamburger Abendblatt, 7.7.2006).
So wurde der Garten in den 1920er Jahren zum Ausflugsziel der „Hamburger Sezession“, die sich als „vitale expressionistische Künstlergruppe“ – nicht unähnlich der späteren Hippiekultur – in Hamburg organisiert hatte. Emil Maetzel war zeitweise ihr Vorsitzender. Seine Frau, die expressionistische Malerin Dorothea Maetzel-Johannsen, hielt er stets für begabter als sich selbst (neben Holzschnitt und Grafik schuf sie z.B. die großformatigen Wandgemälde im Vortragssaal der Hamburger Kunsthalle): Gemeinsam beteiligten sie sich an den alle Künste übergreifenden Hamburger Künstlerfesten.
Mit 16 Jahren begann „Monja“, wie die Jüngste gerufen wurde, eine pädagogische Ausbildung. Auf ein anschließendes Praktikum bei dem Bauplastiker Richard Küöhl folgten drei Jahre Studium von 1936 bis 1938 bei dem Keramiklehrer Max Wünsche an der Hamburger Landeskunstschule am Lerchenfeld. Nach dem frühen Tod der Mutter Dorothea 1930 und den Sanktionen der Nazis an ihrem Vater (er erhielt Malverbot und wurde als Oberbaurat von seinem Posten suspendiert) wurde es still um das Künstlerhaus Maetzel.
Die ersten Kunstreise mit ihrem Bruder Peter zur Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937 nach München ließ in Monika Maetzel einen Entschluss reifen: Gegen den Willen ihres Vater setzte sie ihr Studium der Keramik und Bildhauerei an der Akademie der Angewandten Künste in München fort. 1940 bestand sie die Gesellenprüfung als Töpferin; auf drei Werkstattjahre bei Helma Klett in Fredelsloh im Solling folgte vier Jahre später ihre Meisterprüfung vor der Handwerkskammer in Hildesheim.
Im März 1947 eröffnete die junge Meisterin in dem von ihrem Vater umgebauten Elternhaus im Stadtteil Volksdorf ihre Töpferwerkstatt. Die Aufbaujahre nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, die regelmäßige Teilnahme an den Frankfurter Frühjahrs- und Herbstmessen und an der Hamburger Jahresmesse des Norddeutschen Kunsthandwerks im Museum für Kunst und Gewerbe sowie eigene Atelierausstellungen machten sie bekannt und sicherten den Absatz von formschönen, charmanten Geschirren, Gebrauchsgeräten, Vasen, Schalen, Fliesen, Deckeldosen oder erzählender Kleinplastik mit Motiven aus ihrem paradiesischen Garten wie Gräser, Blätter, Früchte, Vögel.
Dass die von ihr entwickelten Rezepturen alle Trends bis zum aktuellen „Landhaus-Stil“ überstanden, war auch einem „Kniff“ zu danken. Nicht exklusive Unikate waren Monika Metzels Ziel: Die Formen sollten so gebildet sein, dass sie Abweichungen vertrugen. Das ermöglichte Auszubildenden und Mitarbeitenden die Möglichkeit eigener Erfahrungen und der Werkstatt eine höhere Auslastung. In ihrer besten Zeit belieferte sie mehr als 150 Fachgeschäfte.
Monika Maetzel war auch eine der wenigen Keramikmalerinnen ihrer Zeit. Im Lauf ihres rund 5o-jährigen Schaffens bildete Hamburgs „dienstälteste Keramikerin“ 45 Lehrlinge aus. Als Obermeisterin der Hamburger Töpferinnung nahm sie 35 Jahre lang Prüfungen ab und wurde 1955, im Todesjahr ihres namhaften Vaters, auf der internationalen Keramikausstellung im italienischen Faenza mit der Silbermedaille ausgezeichnet. 1982 erhielt sie den Justus-Brinckmann-Preis im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Zwischen 1955 und 1992 nahm sie an 21 Ausstellungen von Hamburg bis Birmingham, von Darmstadt bis Hyogo (Japan) teil.
Exponate von ihrer Hand und aus ihrer Werkstatt befinden sich in öffentlichen Sammlungen.
Zu den Hinterlassenschaften der Töpferin, die am liebsten Bildhauerin geworden wäre, gehört auch das einzige erhaltene Künstlerhaus der zwanziger Jahre in Hamburg, das von ihr gepflegt und bewahrt wurde. 2003 gegründete „Freundeskreis Künstlerhaus Maetzel“ bemüht sich um Erhalt und Nutzung des unter Natur- und Denkmalschutz stehenden Künstlerhauses.
Monika Maetzel wurde auf dem Ohlsdorfer Friedhof im Familiengrab bestattet.
Die Meisterin Birgit Best betreibt mit ihrer Werkstatt die Tradition Maetzel-Keramik weiter.
Zusammengestellt von Dr. Cornelia Göksu
Quellen:
www.maetzel-keramik.de und www.gutwulfsdorf.de/keramikwerkstatt.
www.kuenstlerhaus-maetzel.de
– Lutz Wendler: Das bedrohte Paradies in Volksdorf: Wo Sezessionisten baden gingen und Gebrauchskeramik für Generationen entstand. In: Hamburger Abendblatt vom 7.7.2006.
– Karin von Behr: „Maetzel, Monika“ in: Hamburgische Biografie, Personenlexikon. Hg. v. Franklin Kopitzsch und Dirk Britzke, Göttingen 2012, Band 6, S. 203-204 sowie dort angegebene weiterführende Literatur.
 

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