Hamburger Frauenbiografien

Frauenbios

Albertine Kruse

( Albertine Leonore Kruse, geb. Henle )
(24.10.1896 Hamburg – 11.8.1982 Dragör/Dänemark)
Gebrauchsgrafikerin, Kunstgewerblerin
Rothenbaumchaussee 5 (Wohnadresse)
Wrangelhaus am Gänsemarkt (Wohnadresse und Wirkungsstätte: Atelier)
Albertine Kruse wurde als Tochter der Caroline Francisca Kruse, geb. Herschel, und des Komponisten und Oberkantors am Israelitischen Tempel Hamburgs, Moritz Henle, in Hamburg geboren. Sie wuchs zusammen mit ihren Brüdern Alwin und Paul William in der Rothenbaumchaussee 5 auf.
1911/12 bestand sie die Aufnahmeprüfung bei dem Jugendstil- und Art Déco-Künstler Friedrich Adler, einem Freund der Familie. Zunächst - gegen den Willen der Eltern – wurde sie dessen Schülerin. Ihre Ausbildung war breit angelegt und umfasste u.a. Aquarellmalerei, Plakat, Schrift, Stoffdruck und -malerei, Batik, Holzarbeit, Schmuck und Kleinkunst. Nach ihrem Abschluss bezog sie ein Atelier im Wrangelhaus am Gänsemarkt. Friedrich Adler vermittelte ihr mehrere Aufträge für Entwurfsarbeiten aus der Industrie. Nach ihrem Umzug nach Berlin, war sie für Ullstein und den Ricola Verlag tätig. 1926 heiratete sie Martin Kruse, den nichtjüdischen Schriftleiter und Journalisten am WTB, dem Wolffschen Telegrafen Bureau. Sie wohnten mit ihren vier Kindern in der Nussbaumallee 24.
1934 emigrierte die Familie nach Dänemark, wo Albertine 1936 auf Grund dessen, dass sie selbständige Kunstgewerblerin war und somit Arbeitsplätze schaffte, eine Arbeitsgenehmigung erhielt. Während der NS-Zeit machte die Familie schwere Zeiten durch: Albertine musste allein für den Unterhalt der Familie sorgen, bis 1938 als selbständige Unternehmerin, ab 1941 als Angestellte in Holmegaards Werkstätten. Mit Entwürfen für Etiketten, Plakate, Stoffe, Holzspielzeug und Schmuck und mit Dekor für Gebrauchsgegenstände aus Glas und Bakelit erzielt sie große Erfolge. Die Kinder wurden vorübergehend außerhalb der Familie untergebracht. Einer erneuten Selbständigkeit machten die 1943 einsetzenden Judenverfolgungen ein Ende. Die Familie ging in den Untergrund. Nach der Befreiung fand Martin Kruse wieder eine Anstellung im Kopenhagener Büro der Nachrichtenagentur Reuters. Anfang 1952 erwarben die Eheleute die dänische Staatsbürgerschaft. Von ihrer Berufs- und Kapitalschaden-Entschädigung kauften sie ein kleines Haus in Dragör. 1972, nach dem Tod ihres Ehemanns, verbrachte Albertine die Winter bei ihrer Tochter Lilo in Alicante. Der Ortswechsel befruchtete ihre Malerei, in der sie sich nun intensiv mit Farbe und Licht auseinandersetzte.
Albertine Kruse galt als kultivierte und durchsetzungsstarke Persönlichkeit. Noch als Siebzigjährige beschloss sie die nördlichste Siedlung Grönlands, Siorapaluk, zu unterstützen. Durch Basare und Sammlungen, initiierte sie den Bau eines Versammlungshauses, das nach ihr „TINA“ benannt wurde.
Text: Birgit Warringsholz
Quelle:
Maike Bruns, Kunst in der Krise Bd. 2 Künstlerlexikon Hamburg 1933 – 1945. Bd. 2. Hamburg 2001, S. 252 – 254.
 

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