Hamburger Frauenbiografien
Paulsenstiftschule
Ausschnitt aus dem szenischen Rundgang
"Jedes Haus sein eigenes Geheimnis". Stadtführerin: Rita Bake;
Anna Wohlwill: Herma Koehn
Die Straße Bei den Pumpen lag im 19. Jahrhundert in einem Arbeiter- und Armenviertel und verlief direkt auf den Meßberg zu, auf dem ein reges Markttreiben herrschte. Nach der Choleraepidemie im Jahre 1892 wurde die damalige Wohngegend zum größten Teil abgerissen, und es entstand ein Kontorhausviertel. Heute beeindruckt das 1922/24 errichtete Chilehaus mit seiner scharfen Bugspitze und geschwungenen Südfassade und der zur selben Zeit gebaute Meßberghof mit seinem „kristallsplittrigen Dekor der Eingänge“, [1] so Ralf Lange in seinem Architekturführer Hamburg.
![](https://www.lzpb-hamburg.de/hamburgde/bilder/3770_paulsenstift.jpg)
Der 1865 maßgeblich von Emilie Wüstenfeld mitbegründete Verein zur Förderung weiblicher Erwerbsarbeit hatte sich zur Aufgabe gemacht, eine Gewerbeschule für Mädchen einzurichten. Diese wurde mit einer einzigen „Industrieklasse“ im Paulsenstift eröffnet, wechselte aber schon 1868 in größere Räume an den Großen Burstah (siehe weiter dazu unter Gewerbeschule für Mädchen sowie unter Marie Glinzer.)
Die Paulsenstiftschule verfügte 1880 über acht Klassen mit insgesamt 369 Schülerinnen. Wegen der ständigen Verbesserung ihres Unterrichts wurde die Schule 1881 in die Sektion für höhere Schulen aufgenommen. Die endgültige Anerkennung als höhere Mädchenschule erhielt die Schule 1893, als sie aus Platzmangel in die Bülaustraße 20 auf ein staatliches Grundstück gezogen war.
Ostern 1894 war die Paulsenstiftschule neunstufig, hatte 562 Schülerinnen und verfügte über vierzehn Klassen. Schon zwei Jahre später war die Anzahl der Schülerinnen auf 760 gestiegen, und es waren drei weitere Klassen hinzugekommen. Ein weiteres Jahr später konnte das zehnte Schuljahr eingeführt werden.
Mit der Anerkennung als höhere Mädchenschule war die Schule des Paulsenstiftes „halböffentlich“ geworden. Sie diente nun als Ersatz für eine fehlende staatliche höhere Mädchenschule. Auch wurde eine Freistellenstiftung gegründet, die zwanzig ganze und fünfzig halbe Freistellen an begabte Mädchen aus ärmeren Familien vergab.
Seit ihrem Bestehen bot die Schule eine Ferienerholung für ihre ärmeren Schülerinnen an. 1882 wurde deshalb die Ferienstiftung der Schule des Paulsenstiftes gegründet. Sie zahlte für 47 Schülerinnen den Ferienaufenthalt bei Bauern in der Umgebung Hamburgs. Doch weil nicht jede Unterkunft bei einem Bauern vorbildlich war, plante die Paulsenstiftschule die Errichtung eines eigenen Erholungsheims. Am 7.6.1896 war es so weit.
![](https://www.lzpb-hamburg.de/hamburgde/bilder/3770_paulsenstift_ausgebombt.jpg)
Text: Rita Bake
Anmerkungen:
1 Ralf Lange: Architekturführer Hamburg. Stuttgart 1995.
Charlotte Paulsen Gymnasium Hamburg Wandsbek 1866-1916-1991. 125 Jahre Schule des Paulsenstifts – 75 Jahre Lyzeum Wandsbek. Redaktion: Kurt Nack u. a. Hamburg 1991.
1 Ralf Lange: Architekturführer Hamburg. Stuttgart 1995.
Charlotte Paulsen Gymnasium Hamburg Wandsbek 1866-1916-1991. 125 Jahre Schule des Paulsenstifts – 75 Jahre Lyzeum Wandsbek. Redaktion: Kurt Nack u. a. Hamburg 1991.