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Mittagstisch für arbeitende Frauen

Rathausstraße 9 (ehemals)
Zwischen dem Rathaus und der St. Petri Kirche wurde „inmitten der besten Geschäftsgegend Hamburgs (...) 1896 eine dritte Etage gemietet und eine Art Settlement errichtet: Mittagstisch für arbeitende Frauen zu 35 Pf und ein Kinderhort. Was diesen von den in Hamburg bestehenden Kinderhorten unterschied war, daß Mädchen und Knaben denselben gemeinsam besuchten. (...) Anfangs gab es ständig Kampf mit den Knaben, die sich einbildeten, vor den Mädchen bevorrechtet zu sein, es z. B: unter ihrer Würde hielten, ebenso wie die Mädchen ihre Strümpfe zu stopfen, was ihnen aber schnell beigebracht wurde. (...) Die Einrichtung des Mittagstisches erwies sich als sehr zweckmäßig, da der Besuch von Restaurants 1896 in Hamburg für junge Mädchen ohne Begleitung nicht in Frage kam und private Mittagstische für die meisten zu teuer waren. Die Zahl der Gäste stieg bald auf 60. Es kamen: Bureau- und Handelsangestellte, Verkäuferinnen, Schauspielerinnen und Arbeiterinnen aller Branchen bis zu den in Hamburg verpönten Kaffeeleserinnen. (...) Da brach im November 1896 ein Hafenarbeiterstreik aus, der (...) viele sich steigende Not brachte. Um diese etwas zu lindern, gaben wir im Gewerkschaftshaus bekannt, daß in der Rathausstraße 9 täglich zwischen 11 und 12 Uhr hundert Frauen und Kinder unentgeltliches Mittagessen fänden. Das gab am übernächsten Tag in dem Hamburger gut renommierten Geschäftshaus der Rathausstraße eine Überraschung, als die hungrigen Frauen und Kinder lärmend die Treppen zur dritten Etage heraufstürmten. Abends erschien der Hausbesitzer, um mir klar zu machen, daß er so etwas in seinem Hause nicht dulden könne (...). Dieses Vorkommnis (...) ließ uns schnell erkennen, daß wir durchaus ein eigenes Haus haben mußten und daß durchgreifende Hilfe durch einen billigen Mittagstisch nicht geschaffen werden konnte. Es galt, die berufstätigen Frauen zu organisieren und ihnen bessere Vorbildungsmöglichkeiten zu schaffen“, 1) berichtete Lida Gustava Heymann in ihrem Buch „Erlebtes und Erschautes“. Sie kaufte daraufhin das Haus in der Paulstraße 25.
Text: Rita Bake

Anmerkung:
1) Lida Gustava Heymann in Zusammenarbeit mit Dr. Anita Augspurg: Erlebtes, Erschautes, Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden 1850-1940. Meisenheim am Glan 1972.
 

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