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Wahlwerbeausschuss Hamburgischer Frauenvereine

Brandsende 8 (ehemals)
In den Straßen Brandsende, Paulstraße und ABC-Straße hatten Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts viele bürgerliche Frauenverbände ihre Geschäftsstellen und Büros.
Vor 1919 befand sich im ersten Stock des Hauses Brandsende Nr. 8 die Geschäftsstelle des 1918 vom Stadtbund hamburgischer Frauenvereine gegründeten überparteilichen Wahlwerbeausschuss Hamburgischer Frauenvereine, dessen Vorsitzende Emma Ender war. Täglich zwischen 9 und 16 Uhr konnten sich hier Frauen über das Frauenwahlrecht informieren. Nach dem Vorbild des Ausschusses, der in Hamburg zwanzig Bezirksstellen besaß, wurden im Deutschen Reich weitere Ausschüsse gegründet.
Mit der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 war es nach jahrzehntelangen Kämpfen der Frauenbewegung endlich soweit: Die Frauen in Deutschland durften wählen gehen. Auf Flugblättern rief der Ausschuss zur Wahlbeteiligung auf: „Sagt es der Hausfrau in Stadt und Land, daß sie die Ordnung im Staate neu zu gründen hat, wie sie die Ordnung im Hause täglich neu schafft. Sagt es der Mutter, daß sie die Zukunft ihrer Kinder sichern muß. Sagt es der jungen Frau, dem jungen Mädchen, daß sie sich die Wege ebnen darf zu Arbeit und Glück. Die Männer hatten den Staat gebaut, die Frauen haben das Heim geschaffen. Nun soll der Staat ein friedliches Heim werden. Deshalb müssen beide am deutschen Volksstaat bauen, Männer und Frauen.“ Dank der intensiven Wahlagitation durch die Vertreterinnen der Frauenbewegung lag in Hamburg die Wahlbeteiligung der Frauen bei 90,6 Prozent und übertraf damit die der Männer um 0,2%.
Rückblickend wurde 1926 die Arbeit des Wahlwerbeausschusses so beschrieben: „Die politische Umwälzung des 9. November 1918 hatte den Frauen das aktive und passive Wahlrecht gebracht. Über Nacht war ein Ziel erreicht worden, das der überwiegende Teil der Frauenbewegung seit langen Jahren erstrebt und im normalen Verlauf der Entwicklung zu erringen gehofft hatte. Diese plötzliche Gewährung staatsbürgerlicher Gleichberechtigunng fand aber weite Frauenkreise noch unvorbereitet und zaghaft gegenüber den neuen Pflichten. Daß hier eine umfassende Aufklärungs- und Werbetätigkeit, und zwar über alle Schranken konfessioneller und parteipolitischer Unterschiede hinweg, einzusetzen habe, erkannte der Stadtbund hamburgischer Frauenvereine als eine unmittelbare Aufgabe.
Schon am 14. November 1918 …(initiierte er die Gründung des, K.H.) Wahlwerbeausschusses Hamburgischer Frauenvereine. Es wurde ein Arbeitsausschuss eingesetzt, dessen Vorsitz: Frau Emma Ender übernahm. Um die für die Werbearbeit erforderlichen Mittel zu gewinnen, wurde durch ein Anschreiben in Privatkreisen geworben. Es galt nun, das politische Interesse der Frauen sowohl durch das gesprochene Wort als auch durch die Herausgabe und Verteilung von Flugblättern zu wecken. Im ganzen wurden acht größere Versammlungen veranstaltet, darunter als erste Kundgebung am 26. November eine Versammlung im Zirkus Busch, die von 7000 Frauen besucht war und, wegen Überfüllung am 3. Dezember wiederholt, wieder eine nach mehreren Tausend zählende Zuhörerschaft fand. (…) Eine wirkungsvolle Werbearbeit konnte aber nicht von einer Zentrale allein ausgehen, deshalb wurden (…) 20 Bezirksstellen eingerichtet, die vielfach auf Grund persönlicher Beziehungen ganz ausgezeichnete Werbearbeit leisteten. (…).“ [1]
Text: Rita Bake
Quelle:
1 Über die Tätigkeit des Wahlwerbeausschusses Hamburgischer Frauenvereine, in: Frau und Gegenwart, Jg. 3, Dezember 1926, zit. nach: Karen Hagemann, Jan Kolossa: Gleiche Rechte, gleiche Pflichten. Ein Bilder-Lese-Buch zu Frauenalltrag und Frauenbewegung in Hamburg. Hamburg 1990 S. 60f.
 

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