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Flora Neumann

(23.2.1911 Hamburg – 19.9.2005 Hamburg)
jüdische Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus
Karolinenstraße 35 ( Israelitische Töchterschule, Wirkungsstätte)
Marktstraße 15 (Wäschereibetrieb)
Namensgeberin für: Flora-Neumann-Straße
Bestattet auf dem Jüdischen Friedhof an der Ilandkoppel, Grablage: ZZ 11, Nr. 23
Flora Neumann, Quelle: Alternativer Wohlfahrtsverband Hamburg
Die jüdische Widerstandskämpferin Flora Neumann wurde 1911 in Hamburg geboren und war Schülerin an der Israelitischen Töchterschule in der Karolinenstraße (das Hauptgebäude ist unzerstört erhalten geblieben. In einigen Klassenräumen hat die Hamburger Volkshochschule eine Gedenkstätte als Museum Dr. Albert-Jonas-Haus in der Karolinenstraße 35 eingerichtet). 1938 floh Flora Neumann mit ihrem Sohn nach Belgien und Frankreich und war im Widerstand gegen Hitler aktiv. Das Ehepaar wurde verraten und auf der Flucht getrennt. Ihren Sohn Bernhard konnten sie in einem belgischen Kloster verstecken. 1943 wurde Flora N. verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz bei Krakau (Polen) deportiert. Sie überlebte nicht nur das KZ Auschwitz, sondern auch den Todesmarsch 1945 Richtung Westen in das KZ Ravensbrück (damaliger brandenburgischer Landkreis Templin-Uckermark). Nach der Befreiung traf sie ihren Mann, der das KZ Buchenwald überlebt hatte, in Brüssel wieder.
1951 kehrte sie gemeinsam mit ihrem Mann nach Hamburg ins Karolinenviertel zurück. Für jeden Tag, den sie im KZ hatten verbringen müssen, erhielten sie eine Entschädigung von 5 DM. Mit dem Betrag eröffneten sie in der Karolinenstraße eine Wäscherei.
Flora Neumann war außerordentlich aktives Mitglied der Jüdischen Gemeinde in Hamburg. Bis ins hohe Alter hat sie an Hamburger Schulen als Zeitzeugin Tausende von Schülerinnen und Schüler über die Nazi-Zeit und ihre Greueltaten aufgeklärt.
2005 ist Flora Neumann im Alter von 94 Jahren gestorben. Im November 2010 wurde ein Teil der bisherigen Grabenstraße im Karolinenviertel nach Flora Neumann benannt. Im Rahmen des städtebaulichen Erneuerungskonzeptes St. Pauli-Nord/Karolinenviertel ist mit dem Richtfest für das jüdische Kulturhaus Karolinenviertel in der Turnhalle der ehemaligen Israelitischen Töchterschule an der neuen Flora-Neumann-Straße „ein weiterer Schritt gegen das Vergessen getan“ (QN-Karolinenviertel, Nr. 61/Juni 2011, S. 5).
Flora Neumanns Lebenserinnerungen mit dem Titel „Erinnern, um zu leben. Vor Auschwitz, in Auschwitz, nach Auschwitz“ (mit einem Nachwort von ihrer Nichte Peggy Parnass, Konkret-Verlag Hamburg 2006) sind ein bewegendes und seltenes autobiographisches Zeugnis jüdischen Widerstandes während der NS-Zeit sowie des Überlebens in Vernichtungslagern. Peggy Parnass beschrieb in ihrem Nachwort zu den Lebenserinnerungen Flora Neumann so: „Die kleine, große Widerstandskämpferin. Klein, kulleräugig, sinnlich, lebenslustig, liebevoll, charmant, fröhlich, warm, spontan, unendlich großzügig. Ihre KZ-Nummer: 74559. Hübsch und leserlich am linken Arm. Nicht auszuradieren. Flora, ihr Mann und ihr Sohn sind die einzigen Hamburger Juden, die als Familie überlebt haben. Die Bilder von Auschwitz haben Flora nie losgelassen. Bis zuletzt hat sie politisch Stellung bezogen, gegen Gleichgültigkeit und Ungerechtigkeit gekämpft. Wer sie kannte, liebte sie.“ Seit 2010 gibt es im Hamburger Stadtteil St. Pauli eine Flora-Neumann-Straße.
Text: Dr. Cornelia Göksu
 

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