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Hedwig Slutzky-Arnheim

(17.1.1894 Hamburg – deportiert am 7.10.1943 ins KZ Auschwitz)
Kunstgewerblerin und Inneneinrichterin
Isekai 5 (Wohnadresse)
Hedwig Slutzky-Arnheim kam als ältestes Kind des Arztes Felix Arnheim und dessen Ehefrau Lisbeth, geb. Samuel, am 17. Januar 1894 in Hamburg zur Welt. Mit ihrem Bruder und den beiden Schwestern wuchs sie im protestantischen Glauben auf. Hedwig wurde als sehr schöne Frau beschrieben, vielseitig begabt und mit einer reichen Phantasie ausgestattet, ehrgeizig und anspruchsvoll.
Nach Absolvierung der Schule (Henckelschule) hielt sie sich, 18-jährig, eine Zeit in Großbritannien auf. Künstlerisch begabt, war sie bereits vor 1914 Schülerin der Hamburger Kunstgewerbeschule gewesen, wo sie bei Friedrich Adler Kunstgewerbe und Design studiert hatte. Ihr besonderes Interesse galt jedoch der künstlerischen Stickerei. Ihren Lehrer in Akt- und Portraitzeichnen, den Maler und Holzschneider Ewald Dülberg, heiratete sie 1915. Ihre Tochter Esther Maria wurde 1918 geboren. Die Ehe wurde jedoch drei Jahre später geschieden.
Hedwig Arnheim ging mit ihrer Tochter ans Weimarer Bauhaus, besuchte dort Kurse bei Johannes Itten und ging bei der Webmeisterin Gunta Stölzl in die Lehre.
1923 heiratete sie den Beleuchtungs- und Schmuckkünstler Naum Slutzky. Das Ehepaar lebte in Berlin, wo es für die „Werkstätten Bildender Kunst“ von Franz Singer arbeitete. Für kurze Zeit lebten sie dann in Wien und kehrten im Oktober 1924 aus wirtschaftlichen Gründen nach Hamburg zurück, wo sie in Hedwigs Elternhaus Isequai 5 wohnten. Als selbstständige Künstlerin bestritt Hedwig ihren Lebensunterhalt als „Kunstgewerblerin und Inneneinrichterin“, später mit hervorragenden Schneiderarbeiten. Von Naum Slutzky ließ sie sich 1930 scheiden.
Sie war weiterhin künstlerisch tätig. „Sie entwarf und stickte z.B. abstrakte Ton-in-Ton-Kompositionen oder Frauenakte auf gelbem Grund in gelber Wolle mit blauen Haaren und blauen Glasperlen“, beschreibt Maike Bruhns ihre Arbeiten.
Bis zu ihrer Emigration nach Frankreich am 15. Februar 1936 lebte sie nach dem Umzug in die Haynstraße 10 weiter in der väterlichen Wohnung. Sie emigrierte nach Südfrankreich, wo sie sich in Nizza niederließ. Dort verdiente sie ihren Lebensunterhalt mit Schneiderarbeiten.
Aufgrund einer Denunziation am 20. September 1943 wurde sie zusammen mit einer Gruppe von 345 jüdischen Häftlingen am 23. September 1943 im Lager Drancy interniert. Hedwig Slutzky-Arnheim hatte bei ihrer Ankunft im Lager 500 Francs bei sich. Am 7. Oktober 1943 wurde sie mit dem Konvoi Nr. 60 nach Auschwitz deportiert. Für einen Transport am 7. Oktober 1943 um 10.30 mit 1000 Juden gab Eichmann grünes Licht. Die „glückliche“ Ankunft des Konvois am 10. Oktober um 5.30 wurde vom Kommandanten Höss bestätigt. Der Zeitzeuge Robert Waitz berichtete, in den Waggons seien jeweils etwa 100 Personen zusammengepfercht gewesen; Frauen mit Säuglingen, alte Menschen, Schwerstkranke sowie neun „Geisteskranke“, die ununterbrochen schrieen. Beim Versuch, ein Herzmittel für einen alten Mann zu erhalten, wurde dem mitreisenden Professor Waitz von einem deutschen Unteroffizier entgegengeschleudert: „Er kann verrecken, er wird sowieso nicht mehr lange leben“. (deutsch im französischen Original). Nach der Ankunft in Auschwitz wurden 491 Personen, so berichtete später Waitz, sofort ins Gas geschickt.
Bei der Befreiung des Lagers im Januar 1945 hatten 39 Personen überlebt; davon vier Frauen, Hedwig Slutzky-Arnheim war nicht darunter.
Text: Ulrike Graubner, unter: www.stolpersteine-hamburg.de
Quellen:
1; 2; 8; 9; StaH 314-15 OFP, R 1939/743; StaH 314-15 OFP, FVG 4901; StaH 351-11 AfW, 230364; StaH 332-5 Personenstandsbuch Sta. 3a 10346 Nr.10 1929; StaH 352-5 Sta. 3a Nr. 10346 Todesbescheinigung; Mitgliedskartei Ärztlicher Verein (Fotokopie); Reichs-Medizinal-Kalender für Deutschland Teil II von 1937; Fremdenblatt vom 6.10.1934; schriftl. Auskunft Björn Eggert vom 14.11.2007, Amtliche Fernsprechbücher 1895-1939; schriftl. Auskunft Universität Jena vom 27.8.2009; Bruhns, Kunst, Bd. 2, 2001, S. 363f; Bruhns, Geflohen, 2007; Archives Du Centre De Documentation Juive Contemporaine; Zeitzeugenbericht Waitz 7.10.1943 (Übersetzung aus dem Französischen von Barbara Brix).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen unter www.stolpersteine-hamburg.de.
 

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