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Antonie (Toni) Petersen

(23.3.1840 Hamburg – 20.9.1909 Hamburg)
Wohltäterin, Förderin der Kunst.
Große Theaterstraße 33 (Wohnadresse)
Abteistraße 55 (Wohnadresse)
Hamburger Rathaus, Rathausmarkt (Wirkungsstätte)
Petersenkai, HafenCty, seit 1889, benannt nach dem Bürgermeister, Senator, Dr. Carl Petersen (1809-1892)
2017 ergänzt um die ebenso bedeutende Tochter Toni Petersen (1840-1909)
Neuer Erläuterungstext: benannt nach Dr. Carl P. (1809-1892), Erster Bürgermeister und Senator der Freien und Hansestadt Hamburg und dessen Tochter Antonie (Toni) P. (1840-1909), Wohltäterin und Kunstmäzenin
Bestattet Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756, Grab AA 13, 1-12, erhaltenswertes Grab
(Ausschnitt aus dem Szenischen Rundgang: "Von machtvollen Frauen und weiblichen Körpern - Ein Rundgang durch das Hamburger Rathaus", (Sprecherin: Herma Koehn als Toni Petersen; Dieter Schmitt als Gustav Brinckmann))
Als Antonie Petersen zwischen 1876 und 1892 mit ihrem Vater, dem Bürgermeister Dr. Carl Friedrich Petersen (1809–1892) in der Großen Theaterstraße 33 wohnte, konnte sie aus ihrem Fenster auf den Bühneneingang des Stadtheaters/Oper blicken. Ihr Wohnhaus steht nicht mehr.
Toni Petersen war eine engagierte Kunstförderin und Wohltäterin. Sie leitete das Stadtteilbüro St. Pauli des 1899 gegründeten Hauspflegevereins und hielt für Hilfesuchende Sprechstunden ab. Der Verein half besonders armen Familien, wenn die Hausfrau durch Wochenbett oder Krankheit ihren hausfraulichen Pflichten nicht nachkommen konnte. In solchen Fällen schickte er eine Pflegerin – meist eine ältere Frau „von gutem Ruf“ – ins Haus, die nach dem Rechten sah.
Der Wandbehang, den Toni Petersen mit ihrem Damen-Comité dem Senat zur Eröffnung des Rathauses schenkte; Bildquelle: Staatsarchiv Hamburg
Toni Petersen war auch Mitglied der Ortsgruppe Hamburg des 1900 gegründeten Deutsch-Evangelischen Frauenbundes (DEF), der Teil der bürgerlichen Frauenbewegung war und in dem eher die konservativen evangelischen Gesellschaftskreise Hamburgs vertreten waren. Der DEF kümmerte sich um die Armen und Schwachen.
Jeden Dienstagvormittag sitzen in der Ratsstube der Erste Bürgermeister und die Zweite Bürgermeisterin zusammen mit den Senatoren und den Senatorinnen, den Staatsräten und der Staatsrätin und beraten Hamburgs Politik; Bild: Ulli Niebel
Ein Schwerpunkt war die Arbeiterinnenbetreuung. Hier verstand sich der DEF als Gegenpol zu der von der Sozialdemokratie getragenen Arbeiterinnenfürsorge. Die Helfenden legten großen Wert auf die Konfessionszugehörigkeit. Auch hatte ihre Klientel den sittlichen und moralischen Vorstellungen des DEF zu entsprechen.
Ob Toni Petersen sich aus gesellschaftlicher Opportunität der Wohltätigkeit widmete oder ob es ihr ein Herzensbedürfnis war – zumal sie selbst an einem körperlichen Handicap litt, was ihr vielleicht ein größeres Verständnis für Menschen, die am Rande der Gesellschaft standen, eröffnete – ist nicht mehr zu ermitteln. Sie litt seit Ihrer Kindheit an einem schmerzhaften Hüftleiden und hatte schon als junges Mädchen nach dem Tod der Mutter die Hausfrauenrolle übernommen. Später dann, nachdem ihr Bruder verwitwet war, übernahm sie auch in dessen Haushalt die Hausfrauenpflichten.
Antonie Petersen 1905, Bild: via Wikimedia Commons, Rudolf Dührkoop (Fotograf) / gemeinfrei
Da die Petersens kunst- und musikliebend waren, richtete Toni Petersen oft Gesellschaften aus, zu denen z. B. Richard Wagner, Johannes Brahms und Hans von Bülow eingeladen wurden. Sie und Hans Bülow waren auch gern gesehene Gäste im Salon von Frau Lazarus, die gleich um die Ecke an der Esplanade 37 wohnte.
Ihrer Herkunft entsprechend war es selbstverständlich, dass Toni Petersen zusammen mit einem Damen-Comitee, dessen erste Vorsitzende sie war, dem neuen Rathaus zu seiner Eröffnung im Jahre 1897 ein Geschenk überreichte: Das Comitee stiftete der Ratsstube einen mit dem großen Hamburger Wappen bestickten Wandbehang, der noch heute unter dem Baldachin hängt, unter dem der Erste und Zweite Bürgermeister ihre Plätze haben. Auch die Bürgerschaft wurde nicht vergessen. Sie erhielt für den Bürgerschaftssaal einen bestickten Panneau für die Wand hinter dem Sitz des Bürgerschaftspräsidenten.
Anlässlich des Todes von Toni Petersen würdigte die Presse ihre karitative Tätigkeit und lobte ihre stille und bescheidene Art – Eigenschaften, die einer Frau in der damaligen Zeit auch in ihrer karitativen Ausübung gut zu Gesicht standen. Ein Jahr nach ihrem Tod gründeten Damen und Herren der Hamburger Gesellschaft die Toni-Petersen-Freibettenstiftung im Bad Oldesloer Auguste-Viktoria-Pflegeheim.
Text: Rita Bake
Quelle:
Rita Bake: Vom Damencomitè angestiftet: Wandbehänge für den Background der Macht, in: Rita Bake, Birgit Kiupel (hrsg.): Auf den zweiten Blick. Streifzüge durch das Hamburger Rathaus. Hamburg 1997, S. 166ff.
 

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