Hamburger Frauenbiografien

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Margaretha Rothe

(13.6.1919 Hamburg - 15.4.1945 Leipzig)
Medizinstudentin, leistete Widerstand gegen das NS-Regime
Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Erinnerungsstein)
Grasweg 72-76, Lichtwarkschule (Heute Heinrich-Hertz-Schule) (Wirkungsstätte)
Heidberg 64 (Wohnadresse) Stolperstein
Jungfernstieg 50, Gedenktafel am Haus, in dem im Keller ein Treffpunkt einer Widerstandsgruppe war, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Hamburger Zweig der Weißen Rose bezeichnet wurde (Widerstandskreis)
Langenfort 5, Margaretha-Rothe-Gymnasium
Martinistraße 52/UKE, "Rothe-Geussenhainer-Haus"
Edmund-Siemers-Allee 1 (Hauptgebäude Universität Hamburg) Stolperstein
Kurt-Schill-Weg (Mahnmal)
Namensgeberin für: Margaretha-Rothe-Weg
Foto: privat
Die Lichtwarkschülerin und Studentin der Medizin traf sich mit anderen ehemaligen Lichtwarkschülerinnen und -schülern bei der Lichtwarkschul-Lehrerin Erna Stahl, wo sie politische Themen diskutierten und die von den Nazis verbotene Literatur und Malerei kennen lernten. Margaretha Rothe schloss sich dem antifaschistischen Kreis ihres Schulkameraden Heinz Kucharski an. Zusammen mit ihm verbreitete sie auf Flugblättern die Sendezeiten und die Wellenlänge des „Deutschen Freiheitssenders“. Durch ihr Studium lernte sie auch den Ordinarius für Kinderheilkunde, Prof. Rudolf Degwitz, kennen, der ihre politische Haltung teilte und sie darin bestärkte. 1941/42 erweiterte sich der Freundeskreis, zu ihm stieß nun auch der Chemiestudent Hans Leipelt. Margaretha Rothe wurde durch Heinz Kucharski mit Reinhold Meyer, dem Juniorchef der evangelischen Buchhandlung am Jungfernstieg 50, bekannt und freundete sich mit ihm an. Sie trafen sich nachts mit dem Medizinstudenten Albert Suhr im Keller der Buchhandlung, um, wie Anneliese Tuchel, die Schwester von Reinhold Meyer schrieb, „die verbotene Literatur zu lesen und zu diskutieren. Wir ahnten, dass Reinhold etwas Gefährliches tat, aber keiner fragte danach. Denn sein Freundeskreis setzte sich ja zusammen aus Leuten, von denen wir wussten, das sind alles Nazigegner. Es verband diese ganze Gruppe vor allem der Zorn gegen die geistige Unfreiheit. Das Wort ‚Widerstandskämpfer‘ ist hier sicher nicht angebracht, das ist besetzt durch Leute wie Stauffenberg. Diese jungen Menschen haben gekämpft für die Freiheit des Geistes, indem sie Texte abschrieben, verbreiteten und auch über die Zeit nach dem ‚Dritten Reich‘ diskutierten. (...) Der Freundeskreis begann nach der Hinrichtung der Scholls aktiv zu werden“ 1), so Anneliese Tuchel. Die Medizinstudentin Traute Lawrenz, Margaretha Rothe und Hans Leipelt „brachten zumindest das letzte Flugblatt der Weißen Rose nach Hamburg. Das wurde gemeinsam gelesen und solche Texte wie von Erich Kästners, ‚Ihr und die Dummheit zieht in Viererreihen in die Kasernen der Vergangenheit‘. Die wurden abgeschrieben mit der Maschine und weiterverteilt. (...) Sie haben ein Netz gesponnen. Und davor hatte die Gestapo am meisten Angst. (...) Leider ließ man ihnen nicht viel Zeit. Ihre Treffen flogen auf durch Verrat“ [1]. Am 9.11.1943 wurden Margaretha Rothe, Heinz Kucharski und Marie Leipelt verhaftet. Im November 1944 wurde Margaretha Rothe aus dem Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel über Berlin nach Cottbus transportiert und kam schwer erkrankt am 10.2.1945 ins Frauengefängnis Leipzig-Kleunmeusdorf. Am 18.2.1945 wurde sie ins Gefängnislazarett gebracht und von dort am 6.3.1945 ins Städtische Krankenhaus St. Jacob. Dort starb sie am 15.4.1945 an den Folgen einer Lungentuberkulose. Zur Todesursache schrieb ihre Schwester Ingeborg Staudacher-Rothe am 13. Juni 1989 in ihrem „In memoriam“, welches sich im Staatsarchiv Hamburg befindet. Sie starb „an den Krankheiten, die sie sich während der Haft zugezogen hatte und für die sie zum Teil von klein auf eine Disposition zeigte. Gretha verbrachte die letzten 5 Wochen ihres kurzen Lebens als Privatpatientin in dem o.g. Krankenhaus bei optimaler Pflege und erfuhr hier große menschliche Zuwendung seitens des Personals und einer Mitpatientin. Alle anderen Darstellungen ihres Todes und Sterbeortes, wie sie erst kürzlich noch trotz vorherigen Hinweises auf die Unrichtigkeit publiziert wurden, entsprechen nicht der Wahrheit.“ Margaretha Rothe selbst schrieb am 9. März 1945 aus dem Städtischen Krankenhaus St. Jacob: „Ich liege als Privatperson!!!!! Abteilung BG. Kein Brief geht durch die Zensur, solange ich hier bin! Ohne Alarme wäre es ein Paradies! Warum muss es nur so weit von Hamburg entfernt sein?!“ [2]
Der Freundeskreis um Margaretha Rothe, Reinhold Meyer, Heinz Kucharski etc. wurde nach dem Zweiten Weltkrieg „Hamburger Zweig der Weißen Rose“ benannt.
1982 wurde im Stadtteil Niendorf der Margaretha-Rothe-Weg nach ihr benannt.
14 Bildtafeln zum Leben von Margaretha Rothe erinnern in der Aula des Margaretha-Rothe-Gymnasium am Langenfort 5 an Margaretha Rothe. Die Tafeln wurden von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums erstellt.
Im Kurt-Schill-Weg steht ein Mahnmal: ein Tisch mit 12 Stühlen, 1987 geschaffen von dem Düsseldorfer Künstler Thomas Schütte zum Gedenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die Rückenlehnen sind mit Namen von Hamburger Widerstandskämpferinnen und -kämpfern versehen, hier auch der Name Margaretha Rothe.
Text: Rita Bake
Zitate:
1 Anneliese Tuchel: Der braucht keine Blumen. Erinnerungen an Reinhold Meyer. Hamburg 1994.
2 Zit. nach: Angela Bottin: Enge Zeit. Berlin, Hamburg 1992.
 

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