Hamburger Frauenbiografien

Frauenbios

Klara Fricke

( Klara Fricke, geb. Magers )
(4.2.1871 Hamburg - 16.10.1951 Hamburg)
Ehrenamtliche Arbeit in der Jugendfürsorge, Vorsitzende der Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins
Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Erinnerungsstein)
Moorweidenstraße 4 (Wohnadresse)
(Ausschnitt aus dem szenischen Rundgang: "Was glaubt Ihr denn wer wir sind? - Her mit dem Frauenwahlrecht", Sprecherinnen: Rita Bake, Hanka Schmidt)
„Große Sitzung im Hamburger Jugendamt. Männer und Frauen, Vertreter der Behörden und Vertreter der privaten Wohlfahrtsverbände beraten über Maßnahmen zum Schutze und zur Förderung der Hamburger Jugend, über Verwendung der bereitgestellten Mittel, über Einwerbung neuer Gelder. Erregt wogen die Meinungen hin und her. Besonders einer der Männer, ein sozialdemokratischer Hitzkopf, macht der Versammlung viel zu schaffen.
Klara Fricke, Foto: Staatsarchiv Hamburg
Leidenschaftlich um die Lösung der drängenden Fragen bemüht, streitlustig, sturköpfig, - wirft er immer wieder Zündstoff in die Debatte, hindert er oft im letzten Augenblick die mühsam erkämpfte endgültige Einigung. Alles atmet erleichtert auf, als er sich erhebt, weil ein anderes Amt seine Anwesenheit fordert. ‚Ich wünsche aber, dass mir alle Entschlüsse erst vorgelegt werden, dass nichts ohne mich entschieden wird!’ In der Tür dreht er sich noch einmal um: Falls aber Frau Fricke etwas vorschlägt, dem stimme ich auf jeden Fall zu, deren Vorschläge nehme ich ohne weiteres an, die brauchen mir nicht vorgelegt werden!’“ [1]
Klara Fricke, geb. Magers war von 1916 bis 1934 Vorsitzende der Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) und leitete von 1924 bis 1934 den Ausschuss zur Förderung der Jugendwohlfahrt, die Spitzenorganisation der privaten und öffentlichen Jugendpflege in Hamburg.
1871 in Hamburg am Sandtorkai geboren, war Klara Fricke das zweite Kind aus einer wohlhabenden bürgerlichen Familie - der Vater Prokurist in einer großen Hamburger Firma, ihre Mutter eine Fabrikantentochter. Die Eltern engagierten sich stark auf dem Gebiet der Wohltätigkeit.
Klara Fricke besuchte die Volksschule einschließlich der Selecta und ging, um Sprachen zu lernen, in eine Pension in der französischen Schweiz. Als sie nach Hamburg zurückkehrte, hatte sie soviel Wissen erworben, dass sie Privatunterricht geben konnte. Mit 30 Jahren heiratete sie 1901 den Hamburger Bürger Traugott Fricke. Die beiden hatten keine Kinder. Sie lebten im Haus von Klara Frickes Eltern an der Großen Allee 24.
Durch ihren Mann, der ehrenamtlich als Armen- und Waisenpfleger arbeitete, wurde Klara Fricke mit der sozialen Arbeit vertraut - und nach einiger Zeit zur selbstständigen Armen- und Waisenpflegerin ernannt. Um sich in dieser Arbeit zu vervollkommnen, belegte sie bei der Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) einen Kursus für Armen- und Waisenpflegerinnen. So lernte sie die Arbeit des ADF kennen und arbeitete bald aktiv in seinen Reihen mit. Sie wurde Leiterin eines Mädchenhortes auf St. Pauli, 1912 war sie Mitbegründerin des Verbandes für Waisenpflege, Armenpflege und Vormundschaft und wurde 1915 dessen Vorsitzende. Ihre Karriere ging rasch weiter. 1916 wurde Klara Fricke Nachfolgerin von Helene Bonfort, die bis zu diesem Zeitpunkt als erste Vorsitzende der ADF-Ortsgruppe fungiert hatte. 18 Jahre, bis zur Auflösung der Gruppe im Jahre 1934, war Klara Fricke in diesem Amt.
Als nach 1918 die Frauen das Bürgerrecht erworben hatten und damit die Möglichkeit, öffentliche Ämter zu bekleiden, wurde Klara Fricke mit noch einer anderen Frau in die Vormundschaftsbehörde gewählt. Am 30. Mai 1919 wurde sie im Hamburger Rathaus feierlich vereidigt. Auf der offiziellen Einladung war der Passus: „Gefl. Im Frack“ durchgestrichen.
Außerdem kam sie 1919 auf die Kandidatenliste der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) zur Bürgerschaftswahl - allerdings nur auf den aussichtslosen Listenplatz 72.
Ähnlich wie Emma Ender sah auch die kinderlose Klara Fricke ihre Hauptaufgabe in der Jugendpflege.
1923 starb Traugott Fricke nach langer schwerer Krankheit. Klara Fricke, die nun in der Moorweidenstraße 4 im Stadtteil Rotherbaum wohnte, erfuhr nach dem Tod ihres Mannes große Unterstützung durch ihre Freundin Olga Lichtenberger, mit der sie seit den zwanziger Jahren einen gemeinsamen Haushalt führte.
Auf dem sozialen Gebiet engagierte sich Klara Fricke weiterhin in der Jugendwohlfahrt. So erhielt sie 1924 den Vorsitz im Ausschuss zur Förderung der Jugendwohlfahrt, den sie 1933 aufgeben musste. 1928 erhielt sie als Anerkennung für ihre ehrenamtliche soziale Arbeit vom Hamburger Senat die Plakette für treue Arbeit im Dienst des Volkes.
In einer Schrift des ADF zum 70. Geburtstag von Klara Fricke wird ein Tagesablauf dieser vielseitig beschäftigten Frau gezeichnet: „Wir wurden morgens um ½ 5 Uhr angeklingelt, weil siebenbürgische junge Mädchen auf Ferienreise gerade angekommen sind. Frau Fricke hat sich erboten, sie aufzunehmen. Also hin zum Hauptbahnhof, um sie abzuholen und daheim freundlich zu versorgen. Das Obdachlosenasyl klingelt an. Keine Kohlen mehr! Also zum Kohlenhändler und verschiedenen anderen Stellen, um es zu versorgen. Dann zur Bank, zum Finanzamt, Verhandlung mit Friedrichsberg, weil ein Schützling dort zu Beobachtung und Begutachtung ist, dann zum Untersuchungsgefängnis. Ein Herr aus Berlin kommt, der das Protektorat des A.D.F. für einen Film wünscht, Sitzung in der Vormundschaftsbehörde über einen Gesetzesentwurf zum Schutz des unehelichen Kindes, Sitzung im Jugendamt über Filmzensur, Besuch einer Mitarbeiterin und Aussprache über schwebende Probleme der Fürsorge. Eine andere bringt eine Vortragsfolge zum Begutachten. Dazwischen bringt ein Neffe Freunde mit ins Haus, die beköstigt werden sollen; ein Stoß Akten vom Vormundschaftsgericht liegt auf dem Schreibtisch und soll bis zum nächsten Tag erledigt werden - Das alles in bunter Folge! Ein kleiner Neffe, der sein Weihnachtsgeheimnis nicht bei sich behalten kann, sondern notwendig erzählen muss, was er da gebastelt hat, meint nicht mit Unrecht: ‚Tante Klara kann man es ruhig erzählen, die vergisst es ja doch gleich, die hat so viel Frauensachen im Kopf.’“ All diese Arbeit leistete Klara Fricke ehrenamtlich.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten zog sich Klara Fricke aus der ehrenamtlichen Sozialarbeit zurück. Aber gleich nach Kriegsende war sie wieder aktiv beim Aufbau der Frauenbewegung dabei und wurde eine der Mitbegründerinnen des Hamburger Frauenrings e.V..
Text: Rita Bake
Zitate:
1 Wesentliches aus: Hagemann Karen, Kolossa Jan: Gleiche Rechte - Gleiche Pflichten? Hamburg 1990.
Vgl.: Klara Fricke zum 4. Februar 1941. Festschrift anlässlich ihres siebzigsten Geburtstags, Hamburg 1941.
 

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